Prinz Weißbär
Ein König lebte im Norden , da wo die Sommer kürzer und die Winter länger sind. Er hatte drei Töchter.
Das Gemälde aus dem Anfang des 20 Jahrhunderts ist von dem dänischen Künstler "Kay Nielsen".
Einmal stand er mit der Ältesten am Fenster und sah hinaus auf den Schlosshof. Da kam ein großer Bär gelaufen und brummte und machte viel Lärm."Geh hinaus und jag ihn fort,"befahl der König.Da ging sie hinunter in den Hof nahm einem großen Stock und versuchte damit den Bär zu verjagen.
Da sprach der Bär: "setz dich auf meinen Rücken,"
"Nein, nein, ich will nicht," erwiderte die älteste Königstochter
und der Bär brummte:"Ja, Ja,"und lief zum Hoftor hinaus.
Ein anderes Mal stand der König wieder am Fenster, das zum Hof hinausging, diesmal mit seiner Zweitältesten. Da kam der Bär durch das Tor gelaufen, brummte und machte viel Lärm im Schlosshof.
"Geh hinunter und jag ihn fort," befahl der König seiner Tochter.Sie tat es, lief hinunter, nahm einen Stock und versuchte den Bären zu verjagen.
Da sprach der Bär zu ihr: "Komm setz dich auf meinen Rücken"
"Nein, Nein, ich will nicht" rief die Zweitälteste.Und der Bär trottete hinaus aus dem Hoftor und brummte.
Als nun einmal der König mit seiner Jüngsten an diesem Fenster stand und auf den Hof hinaussah, da kam der Bär wieder angelaufen, brummte und machte Lärm.
"Geh jag den Bären vom Hof," befahl der König seiner Jüngsten.Da versuchte auch die Jüngste den Bären mit einem Stock zu verjagen.
"Setz dich auf meinen Rücken,"sprach abermals der Bär.Und sie setzte sich auf seinen Rücken und er lief mit ihr durchs Tor hinaus, fort vom Schloss und hinein in den Wald. Nachdem sie tief im Wald waren kamen sie an eine große Höhle, dort blieb der Bär stehen, und sprach zur Königstocher:
"Hier werden wir 7 Jahre leben, am Tag bin ich ein Bär und in der Nacht wenn es ganz dunkel ist bin ich ein Prinz. Dann darfst du mich nicht sehen, darfst diese sieben Jahre kein Licht anzünden, dann bin ich erlöst und du wirst meine Königin."
"Ja das will ich tun," vesprach sie.Und so lebten sie zusammen.
Als nun zwei Jahre vergangen waren, da kam der Bär eines Tages in die Höhle und sprach:
"Ich muss dir eine Neuigkeit erzählen, deine älteste Schwester hält morgen Hochzeit".
"Ich möchte so gerne dabei sein,"antwortet die Königstochter.
"Ja, du sollst hingehen, doch versprich mir, lass dich nicht verleiten ein Licht anzustecken um mich zu sehen."
"Ich verspreche es."Er brachte sie auf seinem Rücken zum Königsschloss.
Und auf der Feier sprachen die Schwestern zur Jüngsten. "Hier nimm das Licht, in der Nacht kannst du es anzünden und den Prinzen sehen."
Sie aber erwiderte: "Nein, Ich bleibe Prinz Weißbär treu"Und am nächsten Tag stand er am Hoftor und sie kehrte auf seinem Rücken zurück zur Höhle. Nun vergingen wieder zwei Jahre.
Da kam der Bär eines Tages heim und sprach: "Ich habe eine Neuigkeit für dich, deine zweitälteste Schwester feiert morgen Hochzeit."
"Ich möchte gerne dabei sein," sagte die Jüngste"das sollst du auch, doch versprich mir dass du dich nicht verleiten lässt ein Licht in der Höhle anzuzünden."
Wieder redeten die Schwestern auf sie ein, "wie sieht er denn aus, nimm doch das Licht mit, dann kannst du ihn sehen".Sie blieb aber Prinz Weißbär treu. Und als er am nächsten Morgen vor dem Schlosstor stand setzte sie sich auf seinen Rücken und ließ sich zur Höhle tragen. Als nun nochmal zwei Jahre vergangen waren, kam der Bär eines Tages in die Höhle und erzählte:
"dein Vater feiert morgen seinen Geburtstag."
"Ach bitte ich möchte so gerne mitfeiern,"ich verspreche dir auch mich nicht verleiten zu lassen."Und der Bär brachte sie zum Schloss. Doch als sie wieder fort wollte überredeten ihre Schwestern sie den kleinen silbernen Leuchter und Zündhölzer mitzunehmen. Und als sie in der kommenden Nacht mit dem Bären in der Höhle lag wurde sie wach und steckte den Leuchter an. Nun wurde es hell in der Höhle und sie sah einen wunderschönen Prinz neben sich liegen. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lassen. Da tropfte Wachs von ihrer Kerze auf den Prinzen, so dass er aufwachte.
Er sagte zu ihr: "jetzt müssen wir uns trennen."
Da begann sie zu weinen: "ich möchte dich nicht verlieren."
Da sprach er: "geh zu meinen drei Schwestern und grüße sie von mir."
Da ging sie durch den Wald und über die Berge, stieg hinab in Täler, überquerte Flüsse bis sie an das Haus der ersten Schwester kam. Sie gab ihr einen goldenen Spinnwirtel. Dann ging sie weiter zur zweiten Schwester, die gab ihr eine Goldhaspel und von der dritten Schwester bekam sie einen goldenen Spinnrocken.
Von dort aus ging sie zum Schmied und bat ihn ihr Eisenschuhe für Hände und Füße zu schmieden. Ihn dauerte die junge Prinzessin sehr, aber was sollte er machen? Mit den Eisenschuhen ging sie weiter über die hohen Glasberge. Und als sie solange unterwegs war bis selbst die Eisenschuhe ganz abgewetzt waren kam sie an ein Schloss. Dort angekommen setzte sie sich vor das Schloss auf einen hohen Fels und begann mit dem Spinnwirtel zu spinnen. Und als sie eine zeitlang so dagesessen war da kam aus dem Schloß die Hexe und fragte:"Was willst du für den Spinnwirtel haben?"
"Ich möchte auf der Treppe vor Prinz Weißbärs Zimmer sitzen."
"Das verspreche ich dir," willigte die Hexe ein.Da setzte sich die Prinzessin am Abend auf die Treppe und sang:
"Prinz Weißbär liebster ich bitt dich, ich die auf deinem Rücken ritt, ich lebte mit dir im Wald, sechs Jahre waren es bald, mit eisernem Schuh für Hand und Fuß ich über Eisberge klettern muss. Mach auf!"
Doch die Hexe hat Prinz Weißbär abends heimlich einen Schlaftrunk gegeben, und so konnte er nichts hören. Da weinte die Prinzessin als sie morgens das Schloss wieder verlassen musste. Sie setzte sich wieder auf den hohen Fels vor dem Schloss und begann mit der Goldhaspel zu haspeln.
Wieder kam dieselbe Hexe aus dem Schloss und fragte "was willst du für den Goldhaspel haben?"
"Ich möchte heute Nacht gerne auf der Treppe vor Prinz Weißbärs Kammer sitzen".
"Das kannst du haben, komm mit," versprach die Hexe wieder.So verbrachte die Prinzessin die zweite Nacht auf der Treppe vor Prinz Weißbärs Kammer und sang:
"Prinz Weißbär liebster ich bitt dich, ich die auf deinem Rücken ritt, ich lebte mit dir im Wald, sechs Jahre waren es bald, mit eisernem Schuh für Hand und Fuß ich über Eisberge klettern muss. Mach auf!"
Aber er hörte sie nicht, denn er schlief. Da ging sie fort und weinte lange, mehr als sie am vergangenen Tag geweint hatte. Doch diesmal hatte der Diener des Prinz Weißbär das Lied gehört, und als er davon dem Prinzen am nächsten Morgen erzählte, da musste er an seine Prinzessin denken und wusste dass sie es war. Und während er an sie dachte, saß sie wieder auf dem Berg, diesmal mit dem goldenen Spinnrocken.
Da kam die Hexe wieder zu ihr hinaus. "Was willst du für deinen Spinnrocken?"Ich möchte noch einmal heute Abend ins Schloss und auf der Türschwelle von Prinz Weißbärs Kammer sitzen. Am Abend erwartete der Prinz sie schon, denn diesmal war er gewarnt und goss den Schlaftrunk der Hexe über die Schulter. Und als er sie auf seiner Türschwelle singen hörte:
"Prinz Weißbär liebster ich bitt dich, ich die auf deinem Rücken ritt, ich lebte mit dir im Wald, sechs Jahre waren es bald, mit eisernem Schuh für Hand und Fuß ich über Eisberge klettern muss. Mach auf!"
Da setzte auch er sich an die Tür der Kammer und sie sprachen über alles was passiert war. Früh am nächsten Morgen kam die Hexe sie vertrug die Sonne nicht kam um die Prinzessin aus dem Schloss zu lassen,
da sagte die Prinzessin: "Sieh doch dort wie herrlich die Sonne aufgeht,"da sah die Hexe dorthin, sah die ersten Strahlen der Morgensonne und fiel auf der Stelle tot um.
Im selben Augenblick wurde Weißbär wieder ein wunderschöner Prinz und heiratete die Prinzessin und nahm das Schloss der Hexe in seinen Besitz- Und dort sollten sie bis zum heutigen Tag noch wohnen.