Die drei Federn
Interpretation
Was ist das Thema im Märchen?
- Die Nachfolge
für einen König der spürt, dass seine Zeit zu Ende geht. Welcher der drei Söhne eignet sich für dieses Amt am Besten? Anders wie z.B am englischen Königshof, wo es die Regelungen gibt, dass der älteste Sohn, bzw die älteste Tochter die Nachfolge übernimmt.
- Eine grundlegende Erneuerung steht an,
das alte System ist abgewirtschaftet, es braucht dringend neue Impulse.
- Wo das Männliche überwiegt,
regiert der König und seine drei Söhnen. Das Männliche repräsentiert die äußere Macht, die Rationalität, die Abgrenzung und die materielle Werte.
- Wo das Weibliche fehlt,
wird keine Königin, keine Königstochter erwähnt. Das Weibliche repräsentiert die innere Macht, die Intuition, die Beziehungsfähigkeit und die Sensibilität.
Die Erneuerung des Königreiches wird durch die Hochzeit symbolisiert, die Verbindung vom Männlichen und Weiblichen.
Der Dummling
Der Jüngste ist der Mutter und dem Mütterlichen noch am Nähesten. Als Dummling erscheint er in der männlichen Welt der Brüder, anders, er wird belächelt und nicht ernst genommen. Mit dem Dummling können sich alle Schwachen, auch Kinder leicht identifizieren. Sie fühlen mit diesem sonderbaren Held mit.Zufall, Schicksal und höhere Macht
Der König geht vor das Schloß und bläst drei Federn in die Luft, wohin sie fallen, sollen die drei Söhne gehen. Überlässt er es dem Zufall, wohin die Federn fallen, wohin die Söhne ziehen. Wohl eher nicht. Er lädt eine "höhere Macht" ein die Nachfolge zu bestimmen.Die Federn ein Teil des Vogelkleides sind ein Symbol für die Leichtigkeit des Geistes, der sich wie eine Vogel in die Lüfte hebt. Die Feder im Kopfschmuck der Indianer verdeutlichte den Wunsch nach Kommunikation mit "dem großen Geist." In früheren Zeiten galten Könige und Königinnen von höherer Macht berufen.
Die Prüfungen
stellen einen Entwicklungsprozess für den Jüngsten dar. Auf dem Weg steigt er in die Unterwelt, wo er die Kröte trifft, sie stellt mit ihren kleinen Itschen das verdrängte Weibliche dar. In der dunklen Erde hält sie eine kleine Schatzkiste verborgen, in der sie Reichtümer aufbewahrt. Immer das Passende für die gestellten Aufgaben des Dummlings. So ist es seine ureigene Schatzkiste, seine Phantasie, seine Kreativität, die er dort ganz nah findet, er muß nur innehalten und genau hinsehen. Im Nahen, im Innersten sind die größten Schätze zu finden.Die beiden Brüder suchen nur im Aussen, geben sich wenig Mühe und sind sich sicher, der Dummling wird nichts zustande bringen. Sie sind unbelehrbar und erkennen die Erfolge des Dummlings nicht an. Das Einzige was sie erringen ist immer wieder einen neuen Aufschub bei ihrem Vater. So gesehen sind die beiden Brüder ein Teil des Selbst, der Teil der sagt es lohnt sich nicht sich anzustrengen, sich mit sich auseinandersetzen, Dieser Anteil im Selbst ist größer, im Verhältnis 2:1 zu dem Teil der dem inneren Gespür nachgehen möchte.
Doch kann man die Brüder auch so sehen, dass sie den Entwicklungsprozess des Dummling durch ihren ständigen Wunsch nach erneutem Aufschub voranbringen.
- die erste Prüfung lautete:
"der soll mein Reich erben, der mir den schönsten Teppich bringt." Der Teppich ist ein Kulturgegenstand der nomadischen Völker, die Schafe hielten und züchteten. Dabei wurden Schafe gezüchtet die besonders weiche und hochwertige Wolle hatten. Es gab auch Teppiche aus Seide, deren Glanz und Feinheit bis heute gepriesen werden. Jedes Volk hatte eine eigene Knüpftechnik, eigene Motive Ornamente und Farben. Der Umgang mit der Wolle und der Seide, das Färben, Spinnen, Weben und Knüpfen ist meist weibliche Kunstfertigkeit. Die Feinheit des Teppiche weist auf die Feinheit des seelischen Stoffes hin. Es gibt Geschichten über Teppiche, die eine eigene Magie besassen, durch die Bilder oder Worte die hineingeknüpft worden sind, konnten sie sich in die Lüfte erheben.
- die zweite Prüfung lautete:
"der soll mein Reich erben der mir den schönsten Ring bringt."
Der goldene Ring ist eine Auszeichnung für den Auserwählten. Ein Symbol, für die Ganzheit, ein in sich geschlossene Weltenlauf und die Vollkommenheit. Es ist Symbol für die Treue und Verbundenheit, mit sich, mit der Partnerin, dem Volk und dem höchsten Amt.
- die dritte Prüfung lautete: "bring mir die schönste Frau."
Der Jüngste begegnet dem Weiblichen erst in einer Kröte, einem sehr mütterlichen, aber auch garstigen Tier. Es ist seine Aufgabe diese weiblichen Kräfte aus der Dunkelheit ans Licht zu bringen. Er sucht sich unter den kleinen Itschen eine Braut aus. Sie fährt mit ihm in einer phantastischen Kutsche in das Königreich. Aus dem Unbewussten hinauf an das Licht, in das Bewusste, in das Leben selbst. Und diese junge Frau ist fein und schön.
- die vierte und letzte Prüfung lautete: "die Braut müsse durch den Ring springen."
Durch den Ring zu springen ist wie das Tor in die Wirklichkeit zu betreten. Die Braut, die doch vorher noch ein Krötenkind, und Teil seines weiblichen Unbewussten war, wird eine eigene getrennte Persönlichkeit. Durch den Sprung durch die Luft beweist sie auch, dass sie ein geistiges feines Wesen ist, und durchaus das erdige Element verlassen kann. Und es ist der Ring der sie auszeichnet und verbindet - mit sich selbst, mit dem jungen König, und mit ihrer Aufgabe als Königin.