Die Sprache und die Verständigung ist ein Merkmal jedes Lebewesens. Der Wunsch sich mitzuteilen innerhalb der eigenen Art,
und auch artüberschreitend.
Wie sprechen Tiere?
- durch Laute und Lautfolgen,
- durch Schallwellen, Geruch und Chemie, Gebärdensprache und Mimik, Blickkontakt und Verhalten im allgemeinen.
Die Laute und die Verständigung sind für jede einzelne Tierart spezifisch und füllen einen ganzen Katalog.
Viele Disziplinen versuchen die Tiersprache zu entschlüsseln, die Biologie, die Verhaltensforschung, die Psychologie, Philosophie, Anthropologie, Ethnologie, die Religionen und die Märchen.
Versteht der Mensch das Tier?
- Unter den Tieren sind dem Menschen die Haustiere die Nächsten. Heute sind es insbesondere Hund und Katze, die mit dem Mensch unter einem Dach wohnen.
Früher waren es vermehrt Tiere wie Ochse, Pferd und Esel, die zur Hilfe bei der Arbeit herangezogen wurden.
Das Zusammenleben und Zusammenarbeiten bedingen Nähe, Austausch und Verständigung. Menschen und Tiere gehen eine Beziehung ein.
- Eine besondere Beziehung galt dem Wild, je bessere Kenntnisse der Jäger über ihr Verhalten hatte, um so leichter liess es sich aufgespüren.
Und umgekehrt kannte das Wild die Tücken des Jägers.
- Die Säugetiere sind dem Menschen näher wie Tiere entfernterer Arten.
Verstehen, Mitfühlen, Beziehungen gegenüber einer anderen Wesensart sind eingeschränkt und nicht vergleichbar mit den Möglichkeiten des Austausches innerhalb einer Art.
Ich gehe davon aus, vermeintliches Verstehen der Tiere unterliegt oft menschlicher Interpretationen und Projektionen.
Versteht das Tier den Mensch?
- Wie sieht das Tier den Mensch, passt es sich dem Menschen an, weil es dazu gezwungen wurde? Ist es eigennützig? Oder möchte es sich mitteilen und verstehen, sucht es die Nähe zu dem Menschen?
- Hat das Tier Gefühle von Freude und Zuneigung oder umgekehrt Angst und Abneigung gegenüber dem Menschen?
Ist die Sprache der Tiere mit der Sprache der Menschen vergleichbar?
- Die Verständigung des Tiere ist weniger durch die Differenzierung der einzelnen Laute wie durch eine Ganzkörperverständigung geprägt.
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- Das Tier drückt sich ganzheitlich aus.
Während der Mensch unterscheidet zwischen bewusster, kontrollierter Verständigung, wie die Worte und die gesetzte Gestik,
und der unbewussten Verständigung, die sich unkontrolliert äußert, wie Haltung, Stimmlage, Augenkontakt, Haut oder Geruch.
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Die Welt der Märchen ist geordnet.
Im Zentrum der alten Welt steht die Erde. Und im Zentrum der Erde steht der Mensch. So ist es auch im Märchen, Tiere, Pflanzen und selbst der Kosmos ordnen sich um den Menschen.
Mit jedem Märchen sind die Werte alt und jung, schön und häßlich, fruchtbar und unfruchtbar, gerecht und ungerecht, arm und reich durcheinander geraten.
Und die Märchenhelden machen sich auf den Weg die Welt wieder in ihre Ordnung zu bringen.
Wie verständigen sich Mensch und Tier im Märchen?
- In den europäischen Märchen kenn ich kein Beispiel, wo der Mensch mit den Tieren in ihrer Sprache redet.
- In einigen Märchen erwirbt oder erlernt ein Mensch die Sprache der Tiere, er hört den
Tieren in ihrer Sprache zu und versteht die Bedeutung ihrer Laute.
Die Sprache der Tiere zu verstehen ist eine besondere Gabe, eine Wundergabe, die den Märchenhelden Zugang zu einem geheimen Wissen ermöglicht.
Beispiele sind: Aus der Sammlung der Brüder Grimm;
"die drei Sprachen"und
"die weiße Schlange"
Das serbisches Volksmärchen;"Die Tierprache"
- Die Sprache der Tiere zu verstehen ist in den Weisheitsmärchen, ein Attribut der Weisen. Und reiht sich ein in andere prophetische Gaben wie Stern- und Traumdeutung, Gedanken lesen, und
das Deuten von Himmels- und Wettererscheinungen.
Beispiele sind: Das jüdisches Weisheitsmärchen;"der Prophet"
Die Legende von Franz von Asissi; "der Wolf von Gubbio"
Eine indische Weisheitsgeschichte; "der gefangene Tiger"
- In vielen Märchen spricht das Tier den Menschen an. Das wird so erzählt als wäre es selbstverständlich und die natürlichste Sache der Welt.
Im Märchen spricht das Tier in Menschensprache, gern werden die Worte des Tieres in wörtliche Rede gesetzt.
Beispiele sind: Aus der Sammlung der Brüder Grimm;
das Meerhäschen"und
"Rotkäppchen"und
"der Fischer und seine Frau"
- Eine Sonderform ist das verwunschene Tier, es bittet die Märchenheldin, den Märchenhelden es in seine ursprünglich menschliche Gestalt zu erlösen.
Beispiele sind: Aus der Sammlung der Brüder Grimm; "der Froschkönig",
"die sieben Raben"
"Brüderchen und Schwesterchen"
oder "der goldenen Vogel"
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