Die Sonne | |
Die Sonne bildet das Zentrum unseres Sonnensystems. In den Märchen und Mythen wurde die Sonne entweder von etwas noch Größerem geschaffen oder sie wird selbst zum großen Geist und Schöpfer wie Re, der altägyptische Sonnengott.Im deutschen Sprachgebrauch ist die Sonne weiblich, das ist eine Ausnahme, das italienische il Sole, das spanische Sol, das englischen Sun, oder das griechische Helios sind jeweils männlich. Umgekehrt ist es mit der Mond, dieser ist im italienischen la luna, also weiblich. In der griechischen Sagenwelt, zieht Helios mit seinem Sonnenwagen über das Himmelgewölbe. In dem russischen Märchen "Wassilisa die Wunderweise" lässt die Baba Yaga ihre Pferde über den Himmel laufen, das Weiße ist die Morgendämmerung, das Rote der Sonnenaufgang und schließlich das Schwarze der Abend und die darauffolgende Nacht.Sehr anschaulich sind die indianischen Märchen, hier ist "Sonne" die stärkste Kraft, er wird verehrt, ist Richter, Schöpfer und Großvater. Hierzu eine Legende über Sitting Bull, der als kleiner Junge, "Jumping Badger" hieß. Sonne ist grausam, und wer ihm zu nahe kommt, ihm direkt ins Auge blickt, der erblindet oder verbrennt. Im indianischen Märchen "Narbengesicht" versteckt sich der Held "vor Sonne" unter vielen Fellen. Sonne riecht den schlechten Geruch des Menschen. Er muss sich erst in der Schwitzhütte reinigen, um vor Sonne zu treten.Seit Beginn der Zeiten orientiert sich die Menschheit am Lauf der Sonne. Die Menschen konnten weit vor dem Zeitalter des Kompass die Himmelsrichtungen ausmachen. Die Himmelsrichtungen werden in einem Kreuz, die Sonne als ein Rad, wie das Sonnenrad oder das Medizinrad dargestellt. Oft werden die Zeichen kombiniert.Der Sonnenlauf zeigt die Himmelsrichtungen an. Diesen Spruch lernt man schon in der Grundschule: "Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen." Die zeitliche Orientierung geht auch mit dem Lichteinfall einher, eine Sonnenuhr wirft einen Schatten, die Beobachtung des Sonnenstandes, dem Sonnenlauf, der Höhe des Zeniths, verbunden mit der Beobachtung im Kreislauf der Natur bestimmt den kalendarischen Jahreslauf und die Jahreszeiten. Zusammen mit der Beobachtung des Mondes, dessen wiederkehrender Zyklus, die Grundlage des Mondkalenders bildet. Nach dem Mond zählt das Jahr 13 Monate, nach dem Kreislauf der Erde um die Sonne zählt das Jahr 12 Monate.Nach einer matriachalen Auslegung des Märchens "Dornröschen", stellt die 13. weise Frau, welche nicht zur Geburt der Königstochter eingeladen wurde, das 13. Mondmonat dar, welches nach dem Sonnenkalender abgeschafft wurde. Die 12 goldenen Teller bilden hiermit die 12 Monate des Sonnenjahrs. Der Mond mit dem silbernen Licht, der mit dem weiblichen Zyklus korrespondiert, wird den weiblichen Kräften zugeordnet, die Sonne mit ihrem mächtigen Licht, das golden erscheint, den männlichen. So entspricht der Übergang vom Mond- auf den Sonnenkalender, einer Übernahme des Patriachats gegenüber dem älteren Matriachat.Die prähistorischen Henges, von denen viele auf den britischen Inseln, vorallem in Südengland liegen, sind große runde oder ovale Kultplätze, die von Gräben eingefasst und mit großen Steinen und Monolithen umfasst wurden. Eines davon ist das berühmte Stonehenge. Es ist möglich, dass solche Henges wie ein Kalender, nach dem Lichtfall angelegt wurden. Die vier Sonnenfeste, bildeten den Höhepunkt der Jahresfeste. Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende (älter wie das christliche Weihnachtsfest) es markiert den kürzesten Tag und die längste Nacht im Jahr. Es ist ein Fest der Freude, denn der Tiefststand der Dunkelheit ist überwunden, das Licht siegt und die Tage werden wieder länger. Dieses Fest ist ein Symbol für die Wiederauferstehung. Dem gegenübergestellt ist die Sommersonnenwende, der längste Tag im Jahr, der 21. Juni. Es werden Feuer entzündet, die die Überwindung der Dunkelheit, des Todes und der Vergänglichkeit symbolisieren. Jeweils im Herbst am 23. 9 und im Frühling am 21. 3. sind die Feste der Tag- und Nachtgleichen, wenn Nacht und Tag die gleiche Stundenzahl haben. |
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beschreiben heute noch das Augenscheinliche. Diese Begriffe beschreiben die Wanderung der Sonne im Laufe eines Tages, aus der Sicht des Betrachters. Das ist das geozentrische Weltbild, der Betrachter steht im Mittelpunkt der Ereignisse. Dazu steht im Gegensatz das Weltbild des Kopernikus, der die Erdumdrehung und den Lauf der Erde um die Sonne errechnet hat.Dazu eine kleine Geschichte, die ich auf einem schamanischen Kongress in Garmisch gehört habe: Ein weißer Therapeut besuchte einen Indianerstamm in einem Reservat in Oklahoma, im Westen der Vereinigten Staaten. Er hatte den Häuptling, einen alten Mann zum Freund gewonnen und sie führten viele Gespräche. Eines Abends unterhielten sie sich und wie die Sonne unterging machte der Häuptling eine weitläufige Handbewegung und sagte; "jeden Abend geht Sonne hinter dem Mount Pinchot schlafen". Da erklärte der Weiße; "das stimmt nicht, ich weiß es genau, wenn die Sonne hinter dem Mount Pinchot untergeht, geht sie gerade in Japan auf." Da lachte der Häuptling: "weißt du was, du glaubst mir meine Geschichte und ich glaube dir deine Geschichte". Die Sonne als Lichtbringer ist ein Symbol für die Erkenntnis. Der Mensch der Frühzeit erlebte sich Eins mit der Welt. Es war vorallem eine geistige Welt, in der alles lebendig war, alles mit dem Licht der Sonne verbunden war, der Stein, der Schatten den er warf, die Pflanzen die sich nach dem Sonnenstrahl streckten, die Tiere die sich in ihrem Kreislauf bewegten, die Menschen die lernten mit dem Feuer ein Teil der Sonne, ihre Wärme und ihr Licht nachzuahmen.Das Licht ist ein Symbol für das Geistige, obwohl es alles beleuchtet und durchdringt ist es nicht materiell, wie das Bewusstsein und die geistige Erkenntnis. Wie im Märchen herrschen nicht die Gesetze der Natur, sondern es geschehen Wunder, alles wird von guten und bösen Geistern bewohnt. Da kann der erste Strahl der Sonne das Böse vernichten und damit dem Guten dienen, oder der Lichtstrahl zerstört, was noch im Verborgenen der Nacht heranreifen muss. Davon erzählt das nordische Märchen von Prinz WeißbärDas Höhlengleichnis des Platon erzählt wie schwierig und schmerzlich es ist wahre Erkenntnis zu erlangen. Dabei hat die, von der Sonne beleuchtete Wirklichkeit einen höheren Grad der Erkenntnis als ihr Schattenbild, das mit der Wirklichkeit verwechselt werden kann. Jede Stunde des Tages und jede Stunde der Nacht hat ihre eigene Bedeutung. Dabei ist der Tagesanbruch mit seinen ersten Sonnenstrahlen ein ganz besonders starkes Bild für die Geburt des Bewusstseins, für den Morgen der Menschwerdung und der Unschuld des Alleranfangs. Für die Wiederauferstehung, das wichtigste christliche Fest, das Osterfest.Das Licht des Morgens als Symbol für den ersten Tag der Schöpfung. Das Lied von Cat Stevens, "Morning has broken", besingt diese erste Stunde des Tages. Text von Eleanor Farjeon * 13. Februar 1881 in London; † 5. Juni 1965 in Hampstead, britische Kinderbuchautorin, Lyrikerin und Dramatikerin.Das Morgenland, der Orient, das Land der aufgehenden Sonne. Die religiöse und geographische Bedeutung des Sonnenaufgangs, des Ostens entspricht dem Nahen Osten der heute islamisch und griechisch orthodox geprägt ist."Ex oriente lux" ist ein lateinisches Schlagwort, das frei übersetzt bedeutet: Aus dem Osten (kommt) das Licht. Ursprünglich bezog sich dieser Spruch nur auf den Sonnenaufgang, wurde dann aber übertragen auf das Christentum, das von Europa aus gesehen aus dem Osten, dem Orient kam, und in dem Sinne verwendet, dass von dort die Erleuchtung gekommen sei. Das Abendland, der Okzident, das Land der untergehenden Sonne. Es entspricht dem nordwestlichen Europa, früher insbesondere Deutschland, England, Frankreich, Italien und die Iberische Halbinsel. Heute wird der Begriff teils übereinstimmend mit dem Begriff der westlichen Welt verwendet und dem dort vorherrschenden Christentum. |