Der kluge Papagei
Eine indische Fabel
"Wieviele Papageien leben auf diesem Baum? Welch prächtigen Fang tät ich, wenn ich sie alle erwischen würde?" So dachte der Vogelhändler, als er Tag für Tag an dem prächtigen Baum vorüberging.
Die Krone war wirklich von vielen Papageien bewohnt. Doch der Stamm war glatt und stieg gerade in die Höhe, keine Unebenheit, kein Aststumpf gab Halt. So oft der Vogelsteller versuchte hinaufzuklettern rutschte er wieder herunter bevor er nur die Hälfte der Höhe erreicht hatte. Die Papageien lachten über ihn.
Eines Abends fiel ein heftiger Regen. Die Papageien kehrten früher als gewöhnlich zu ihren Nestern zurück. Sie fanden die Krone ihres Baumes ganz von einem Krähenschwarm besetzt, die dort vor dem Unwetter Schutz gesucht hatten.
"Die Krähen tragen Futter für ihre Jungen im Schnabel mit" rie Vikra, einer der Papageien. "Wenn wir sie hier sitzen lassen fallen ihnen bestimmt der eine oder andere Samen aus dem Schnabel auf den Boden". "In nicht allzu langer Zeit werden die Samen keimen und Wurzeln schlagen, Schlingpflanzen werden sich am Stamm empor winden." "Der Vogelsteller wird dann ohne Mühe hinaufklettern können." "Lasst uns die Krähen sogleich verjagen"!
"Du sorgst dich um Dinge, die in ferner Zukunft liegen "Wer weiß ob wir dann zumal noch alle leben?" "Wir können die armen Geschöpfe nicht in den Regen hinaustreiben!" Meinten die anderen Papageien. So durften die Krähen bleiben bis der Sturm nachließ.
Was Vikra aber vorausgesagt hatte, trat ein. Die Krähen ließen einige Beeren und Körner fallen. Aus den Samen wurden Schlingpflanzen, die sich an dem glatten Stamm emporwanden. Eines Tages als alle Papageien ausgeflogen waren, kletterte der Vogelsteller in die Krone des Baumes hinauf und spannte sein Netz.
Der Abend kam die Papageien kehrten müde zu ihren Nestern zurück und alle verfingen sich im Nest. "Wir sind gefangen, jammerten sie, wie richtig war doch deine Warnung Vikra!" "Hätten wir doch auf deine Warnung gehört".
"Es ist nutzlos über verpasste Gelegenheiten zu klagen", redete ihnen Vikra zu. "Besser ist wenn ihr diesmal auf mich hört"! "Sobald der Jäger kommt lassen wir alle die Köpfe hängen und stellen uns tot. Er wird uns dann ohne viel Vorsicht aus den Maschen lösen und auf den Boden werfen. Wenn alle gelöst sind, regen wir gleichzeitig unsere Flügel und fliegen davon." Die Papageien beschlossen es so zu machen.
"Heute bin ich wahrhaftig ein glücklicher Jäger" rief der Vogelsteller wie er die vielen reglos hängenden Papageien erblickte. "Wäre doch jeder Tag ein solch guter Fangtag." Er stieg auf den Baum, schnitt achtos einen toten Vogel um den anderen aus den Maschen und liess ihn zu Boden fallen. Eben wollte er den letzten lösen, da glitt ihm das Messer aus der Hand, und er kletterte hinunter, um es zu holen. Als die Papageien ihn herabkommen sahen, glaubten sie, alle wären aus den Maschen gelöst, schwangen ihre Flügel und schwirrten davon.
Über alle Maßen enttäuscht, stieg der Vogelsteller nochmals hinauf, wenigstens einen Papagei wollte er nach Hause bringen. Dieser eine aber, der sich in der Hand des Jägers zu Tode fürchtete war niemand anderes als Vikra, der den anderen das entrinnen gelehrt hatte.
"Deine Gefährten haben mir einen üblen Streich gespielt", knirschte der Jäger. "Sieh nur zu was ich jetzt mit dir anstelle." "Töte mich bitte nicht,"bat Vikra. "Was bringt es schon ein, wenn du mir den Hals umdrehst." "Trage mich lieber in die nächste Stadt zum Verkauf. Ich bin ein hübscher Vogel, gewiss wirst du tausend Rupien für mich bekommen".
"Das sähe den Städtern ähnlich, dass sie für deinen hübschen Anblick tausend Rupien bezahlen würden." Spottete der Jäger und lachte ärgerlich vor sich hin. "Ausgerechnet tausen Rupien würden sie zahlen". "Lach nicht, sprach Vikra, geh in die Stadt und mach den Versuch."
Der Jäger ging in die Stadt und machte den Versuch er bot den Vogel zum Verkauf. "Papagei, schöner Papagei zu verkaufen," rief er. Etliche Leute traten heran und fragten nach dem Preis. Doch als sie hörten, dass der Vogel tausend Rupien kosten solle lachten sie nur und hielten den Jäger für nicht bei Sinnen.
"Habe ich dir nicht gesagt, dass niemand einen solch unsinnigen Preis zahlen werde?" "Ich habe nichts als Ärger mit Dir". So rief der Jäger voller Zorn. "Dort kommt der richtige Mann, rede ihn an!" Riet der Papagei, als sich ein reicher Kaufmann näherte.
"Herr, willst du nicht meinen Papagei kaufen er ist schön und klug, schöner und klüger als alle anderen". "Was soll er denn kosten?" fragte der Kaufmann. "Mehr als zwei Rupien möchte ich nicht ausgeben". "Dies ist kein gewöhnlicher Papagei, Herr, für weniger als tausend Rupien möchte ich ihn nicht hergeben," gab der Jäger zur Antwort.
"Tausend Rupien, sprach der Kaufmann, tausend Rupien, dafür kann ich mir ein kleines Haus, ein Stück Land oder einen neuen Reisewagen kaufen". "Lieber Herr rief da der Vogel selber, kauf mich um diesen Preis". Du wirst den Handel gewiss nicht bereuen." "Wer handelt nach meinem Rat - der wandelt auf gedeihlichen Pfaden, dem und nichts kann ihm mißlingen. Erstaunt betrachtete der Kaufmann den Papagei, er wurde neugierig und legte die hohe Summe hin.
Von diesem Tag an lief das Geschäft des Kaufmanns wie niemals zuvor. Vikra hatte sich über dem Verkaufstisch auf einem Stänglein seinen Platz erbeten. Von dort herab begrüßte er die Kundschaft ortsüblbich mit: "Salem aleikum, Friede sei mit euch, und in unterschiedlichen Sprachen:
"Bon jour, Guten Tag, Good morning".Das war noch die einfachste Übung. Er konnte Witze machen, bestaunte ihn ein Kunde mit den Worten:
"na du schöner bunter Vogel, kannst du auch sprechen, antwortete er, na du schöner Herr, kannst du auch fliegen?"Einmal kam eine Frau:
"Ich kann nicht handeln, er will 12 Rupien für diesen Schal"sagte der Papagei:
"Sagt er 12So weise, erheiternd und doch unterhaltsam redete er zu den Kunden, dass immer neue herzudrängten, um den Wundervogel zu sehen. Die benachbarten Läden leerten sich, das Geschäft des Kaufmanns wurde übervoll. So dass sich innerhalb kürzester Zeit sich der Preis des Vogels mehr als bezahlt machte. Nachdem Vikra, viele Jahre dem Kaufmann beigestanden war, bat er ihn eines Tages. "Laß mich frei, ich zeig dir den Baum von dem ich stamme." Der Kaufmann trug ihn dankbar dorthin zurück. Auf dem Baum lebte Vikra, inmitten all den anderen Papageien, die längst wieder zurückgekehrt waren, hoch geachtet und verehrt, weil er es verstanden hatte, Missgeschicke in Erfolg, Unglück in Glück zu verwandeln.meint er 10
will er haben 8wird es wert sein 6
wirst du geben 4wirst du sagen 2"