Woher kommt der Schnee (Märchen von den Navajos)
Vorgeschichte: Es ist einer dieser vielen langen Winternächte in Utah im Westen Amerikas, Es ist Mitte der 50er Jahre, eine Indianerfamilie ist auf der Durchreise und rastet in einem Navajoreservat im Montezuma Canyon. Man sitzt am Lagerfeuer zusammen, während es draussen stürmt und schneit, beginnt einer der Alten beim Rauchen des Calumet sein Garn zu spinnen. Er ist ein Navahoo, niemand hat seine Lebensjahre gezählt, er hat keine Geburtsurkunde, sein Name ist "kleiner Wagen". Er erzählt von den alten Zeiten, von den Zeiten wo das Wünschen noch geholfen hat. Der Indianerjunge der mit seinen Eltern am Feuer saß fragte: "woher kommt denn der viele Schnee, der draussen fällt?"
Woher kommt der Schnee?
Vor langer Zeit hat ein Vorfahre ein wunderschönes Stück eines brennendes Materials gefunden. Er hat es aufgehoben und es monatelang sorgsam gehütet. Bis einige Geister kamen und es zurückverlangten. Er bat: "kann ich nicht ein kleines Stückchen behalten?" Es wurde ihm verwehrt. Doch kamen sie darüber überein, etwas für ihn zu tun, wenn er eine Reihe schwieriger Prüfungen bestehen würde. Damit wollten sie seine Ausdauer, und seine Eigenschaften testen, ob er auch wirklich für solch ein Geschenk fähig wäre. Sein Verhalten war untadelig und so wollten sie ihm jedes Jahr wenn sie ihren Hausputz machten die Asche von ihrer Feuerstelle in den Montezuma Canyon schütten. Und so endete kleiner Wagen; Manchmal vergäßen die Geister ihr Versprechen, manchmal warfen sie zuviel herab, aber im großen und ganzen würden sie an die Menschen in Montezuma Canyon denken."Nach der Erzählung herrschte einen Augenblick respektvolles Schweigen, dann bemerkte der Junge: "It snows at Blanding, too, Why is that?"
Und "kleiner Wagen" antwortete: "I dont know, you will have to make your own story for that."
Der Junge hat die Geschichte im kausalen Zusammenhang erlebt, nämlich als Begründung warum es in Montezuma Canyon schneit. Der Junge hat nicht die Bedeutung der wechselseitigen Beziehung und Achtung zwischen Mensch und Natur verstanden, von der dieses Märchen vorallem erzählt.Der Mann der diese Geschichte am Lagerfeuer noch miterlebte und aufgeschrieb, war der Anthropologe J.Barre Toelken. Er fragte "kleinen Wagen" wie er über den Jungen denke und wie dieser seine Geschichte verstanden habe. Der alte Indianer sagte, der Junge wäre auf eine "Weißen Schule" gegangen und verstehe deshalb die Geschichte nicht richtig.
Vergleichbar ist diese Geschichte mit dem Grimm märchen "Frau Holle" Auch Frau Holle schüttelt ihr Bett kräftig aus, wenn es auf der Erde schneit. Und das Mädchen ist wie der Held in der Indianergeschichte, auch sie musste Prüfungen bestehen, ihren Fleiß und ihren Respekt gegenüber der Natur unter Beweis stellen. Erst dann erfolgt die Belohnung, in dem Indianermärchen ist es direkt der glitzernde Schnee, im Märchen von der Frau Holle ist es der Goldregen.
Vergleichbares deutsches Märchen; Frau Holle
Büchertipp: Auf den Spuren des göttlichen Schelms, von Wolfgang und Ingrid Weber