Nikolaus von Myra
Nikolaus jeder kennt ihn, und sei es aus dem Traumland der Kindheit. Nikolaus ist für die Kinder der Höhepunkt der Adventszeit. Fragt man die christlich geprägten Menschen nach ihren Erinnerungen aus der Kindheit, vermischen sich ganz persönliche Erfahrungen, mit den jeweiligen familiären und regionalen Traditionen.
Als Kind begleitete ich meinen Vater, wenn er von Freunden gerufen, für deren Kinder den Nikolaus spielte. Ich begleitete ihn im Kostüm des Engels. Wenn ich diese Erlebnisse auf den Punkt bringe, "es war mit vollständig peinlich". Viele Jahre später, wurde ich in der Kindergruppe meiner dreijährigen Tochter gefragt als Nikolaus aufzutreten. Ich nahm die Aufgabe ernst, lernte den Text "draußen vom Walde komm ich her..", legte das vorbereitete Blatt der Erzieherinnen mit den kurzen Texten zu den "kleinen Sünden" der einzelnen Kinder in das goldene Buch, bekam ein Bischofkostüm und der Bart fehlte nicht in meinem Gesicht. Ich fühlte mich gar nicht wohl in dieser Bischofsrolle, der Bart rutschte und ich konne das Textblatt in dem Kerzenlicht nicht lesen. Um das Ereignis auf den Punkt zu bringen, es war mir vollständig peinlich.Es war der Abend vor dem Nikolaustag. Und am folgenden Tag, den 6. Dezember 1998 starb mein Vater. Seitdem schlüpfe ich in die ehrenwerte Aufgabe, "Nikolaus zu sein", oder als "Märchenerzählerin zum Nikolaus zu erzählen" und seitdem füllt sich das goldene Buch, weiter und immer weiter.
In meiner Gedankenwelt sind der Nikolaus und mein Vater zusammengewachsen. Ich sehe Parallelen, wie seine wundersame und tatkräftige Hilfe. So erlebte ich auch meinen Vater, er sprang oft ein, bei Schnee und Sturm und anderen Katastrophen wo ich ihn mit bangen Herzens anrief: "Papi hilf." Das geht so bis heute, wo mein Vater doch seit über 20 Jahren tot und begraben liegt. Vielleicht ist das der Grund der Freude und Andacht, weshalb die Menschen Jahr für Jahr den Nikolaus nicht vergessen wollen und seinen Todestag feiern. Sie wollen an die Hilfe der Ahnen glauben, an die Gerechtigkeit und die Unsterblichkeit der Seele.
Wer ist der wahre Nikolaus;
eine Frage, die nicht eindeutig beantwortet werden kann. Zurückzuverfolgen ist, dass die Verehrung des heiligen Nikolaus, in Lykien, damals "römisches Reich" später byzantinisches Reich und heutige Türkei, bereits im späten 3.oder Anfang des 4.Jahrhundert n.Chr. einsetzte. Und dass er in Myra / heute Demre in Lykien / die heutige Türkei Bischof war.Sein Gedenktag, der Nikolaustag ist der 6. Dezember, seinem angenommenen Todestag und wird im gesamten Christentum mit zahlreichen Volksbräuchen begangen. Die Gedenktage der Heiligen richten sich fast immer nach ihrem Todestag, einem Freudentag, gehen die Heiligen doch über in das viel größere himmlische Reich.
Nikolaus wurde nicht in seiner Kirche (wie es später für die Bischöfe üblich war) begraben, sondern ist vor der Stadt, dem "Martyrion" (Stadtmartyrer) begraben worden. Es heißt auch Nikolaus war ein Matyrer, während der Christenverfolgung gefangengenommen und gefoltert worden. Bald wurde über seinem Grab eine Grabkapelle errichtet und schließlich die große Nikolauskirche. Ziel der über die Jahrhunderte immer größer werdenden Wallfahrtsbewegung.Die Reliquien des heiligen Nikolaus
Nach der Evakuierung der Stadt Myra und vor ihrer Eroberung durch seldschukische Truppen 1087 n.Chr. raubten süditalienische Kaufleute die Reliquien aus der Grabstätte des Heiligen und überführten sie ins heimatliche Bari. Die Reliquien befinden sich bis heute in der eigens errichteten Basilika San Nicola.
Die Stadt feiert jedes Jahr zu Ehren des Heiligen vom 7. bis 9. Mai ein Fest, vermutlichen dem Tag der Ankunft der Reliquien in Bari. Die Statue des heiligen Nikolaus wird in einer Prozession von der Basilika bis zum Hafen getragen, begleitet von über 400 Personen in historischen Kostümen. Auf einem Boot umrundet man dann damit die Bucht.Die türkische Nikolaus-Stiftung fordert allerdings die Reliquien des Heiligen zurück.
Nikolaus wurde ein wichtiger Heilige der Ostkirchen und später, mit dem Raub der Gebeine und Umsetzung nach Bari/Italien auch zunehmend in der römisch katholischen Kirche verehrt. In Russland ist er heute noch der wichtigste Heilige, und Namenspatron, wie für die Zaren, Nikolaus I. und Nikolaus II.
Vom 22. 5. - 12. Juli 2017 sind die Nikolausgebeine in Moskau, und ab Mitte Juli bis 28. Juli 2017 in Petersburg ausgestellt gewesen.
Überschrift aus der FAZ:Warten auf Nikolaus Die Reliquie des heiligen Nikolaus von Myra (Demre) hat ein religiöses Gastspiel in Moskau. Die Russen sind begeistert und stehen kilometerlang Schlange. Auch Putin war schon da.Schon Zehntausende Russen haben in den ersten Tagen eines religiösen Gastspiels der Reliquie des heiligen Nikolaus von Myra (Demre) in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau ihre Aufwartung gemacht. Pilger aus verschiedenen Teilen des Landes stehen meist mehrere Stunden an, um einen Moment bei dem Heiligen verbringen zu können. Mal ist die Warteschlange einen Kilometer, mal anderthalb Kilometer lang. Ein Großaufgebot der Polizei sorgt entlang von Gattern, durch welche die Pilgernden in Richtung Kathedrale geschleust werden, für Ordnung. Allein am Dienstag pilgerten mehr als 25.400 Menschen zu dem goldenen Schrein mit den von der katholischen Kirche ausgeliehenen überaus wertvollen Gebeinen, wie die Russische Orthodoxe Kirche am Mittwoch mitteilte.Am Montag seien es 18600 Pilger gewesen. Die Reliquie habe schon eine Menge Wunder vollbracht, sagte der Erzbischof von Bari, Francesco Cacucci, dem russischen Staatsfernsehen, für das der Besuch dieser Tage ein Schlüsselthema ist.Der Erzbischof war Teil einer Delegation, welche die Reliquie am Sonntag aus Bari auf einem Sonderflug nach Moskau begleitete. Die Nikolaus-Reliquie war auf Bitten Kirills, des Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche, und von Papst Franziskus erstmals von Italien nach Russland gebracht worden. In Moskau können Pilger sie noch bis zum 12. Juli täglich von acht bis 21 Uhr aufsuchen. Feldküchen versorgen die bis zu vier Stunden wartenden Pilger mit Tee. Vom 13. Juli an bis Ende des Monats sind die Knochen des Heiligen dann auch noch in St. Petersburg zu sehen. Es heißt, in diesen 3 Monaten hätten 70% der Russen die Reliquien des heiligen Nikolaus besucht. |
Nikolaus in der östlichen Liturgie hat den Beinamen "Thaumata", das bedeutet Wundertat. Es ist ein Ehrentitel den nur wenig andere Heilige mit Nikolaus teilen. "Nikolaus der Wundertäter". Da das Wunderwirken unter den Heiligen etwas Typisches ist, muss also Nikolaus der Thaumaturg besonders viele Wunder vollbracht haben, einmal während seiner Lebenszeit und darüber hinaus sich immer häufend nach seinem Tod.
Es ist aber nicht nur die Häufigkeit der Wunder, sondern er war auch für alle denkbaren Nöte zuständig, quasi ein Allrounder und darüber hinaus sehr tatkräftig und zuverlässig. Andere Heilige wurden nur in bestimmten Nöten angerufen, wie z.b der heilige Florian für die Abwendung von Feuer, der heilige Christopherus für Reisende über Brücken und Wege, oder die heilige Apollonia wenn es galt einen Zahn ziehen zu lassen.Im Lauf der Zeit wuchs das Zutrauen zu ihm, je mehr man von ihm erwartete um so mehr erfüllte er alle Erwartungen. In ihm spiegelt sich das Erbarmen Gottes wider, das keine Grenzen kennt und sich keiner Not versagt. So gilt er nach Jesus Christus, und der Gottesmutter als der großer Retter.
Woher kommt nun dieser herausragende Ruf, seine Berühmtheit, der zündende Funken. Sie kommt von einer einzigen Wundertat: der Geschichte "die unschuldig verurteilten Feldherren".Auszüge aus "Der Heilige Nikolaus - die Wahrheit der Legende, von Gertrude und Thomas Sartory
Legenden
Die Legende von den unschuldig verurteilten Feldherren.
Man nennt sie die "Praxis de Stratelatis". Praxis ist griechisch und heißt Tat, auch Wundertat, und Stratelat ist der Feldherr.Sie ist die älteste und weit verbreitetste schriftliche Nikolausüberlieferung, die der Nachwelt erhalten geblieben ist. Zugleich ist sie auch die bedeutendste Legende, denn sie enthält den Keim, aus dem sich die spätere weltweite Nikolausverehrung entwickelt hat.
Die Geschichte spielt zu Lebzeiten des Nikolaus, in der Zeit des Kaiser Konstantin des Großen von Konstantinopel. Aus ihr ergibt sich, dass Nikolaus auch der Schutzpatron der Gefangenen ist. In Rom ist die Kirche, die dem Stadtgefängnis angegliedert dem heiligen Nikolaus geweiht, ihr Name ist: "San Nicolai in Carcere".Die Legende von den Schiffsleuten in Seenot
Auch diese spielt zu Lebzeiten des Nikolaus und hat in der westlichen Kirche bald die Stratelatenlegende an Bedeutung überflügelt. Auch sie ist eine der ältesten schriftlich vorliegenden Legenden.Aus ihr heraus erklärt sich weshalb Nikolaus auch der Patron für die Schiffsleute geworden ist.
Das Säuglingswunder Dies sind kleine, ja winzige Episode und erzählen, dass Nikolaus schon als Kind "ein himmlischer" Erdenbürger war.
Die Attribute des Nikolaus
Nikolaus trägt die Insignien des Bischofs
Die Mitra oder auch der Stephanos ist eine schlichte bishin zu einer reich verzierten Bischofskrone und Zeichen der himmlischen Macht, die der weltlichen Macht übergeordnet ist.
Den Krummstab er gilt als Zeichen für den Bischof in seiner Befugnis als Oberhirte seiner Gemeinde. Und Hirte und Diener gegenüber Gott dem Herren.
Die Tunika oder Tunikella ist das Amtsgewand des Bischofs bei den kirchlichen Messen. Die übereinanderliegenden Gewänder (drei), sind Symbol für die Fülle des Amtes und der Aufgaben eines Bischofs.
Das heilige Buch,ist ursprünglich das Evangelium, ein umfangreiches schweres Buch. Häufig als Geschenk, aus Dank, oder für besondere Würdenträger mit goldenem Einband, Goldschrift und wertvoll verziert sein kann. Dennoch ist der Inhalt der wahre Wert.
Die Bräuche
Ich führe einige der Bräuche auf, ohne sie zu erklären, sind sie doch nach Ländern, Regionen, Ost- und Westkirche, ländlich, städtisch sehr ausgeprägt und mit den jeweiligen Volksgebräuchen stark vermischt. Es lohnt sich jede einzelne zu betrachten, ihre Symbolik, ihre Volksweise und Tradition, bishin zu ihrer ganz konkreten Ausgestaltung.
Da gibt es den Brauch, dass die Kinder an dem Nikolaustag gerichtet werden, nach gut und bösen Taten im vorangegangenen Jahr. Hierzu im Zusammenhang steht das golderne Buch, worin alle Kinder aufgeführt sind, sowie ihre Taten.
Der Nikolaus kommt am Vorabend, die Dunkelheit schafft eine magische und feierliche Stimmung.
Der Nikolaus wird vom Krampus, oder Knecht Rupprecht begleitet.
Der Nikolaus gibt Geschenke, vorzugsweise Nüsse, Mandarinen und Orangen sowie Süßigkeiten