"Der Wolf von Gubbio"
Die TextquelleDer Text stammt aus dem "Fioretti di San Francesco" oder "Blümlein des Hl. Franziskus", es sind ein in 53 kurze Kapitel eingeteilte Sammlung über das Leben des Franz von Assisi. Der anonyme italienische Text des späten 14. Jahrhunderts, ist eine Version einer lateinischen Schrift "Actus beati Francisci et sociorum eius", deren ältestes erhaltenes Manuskript von 1390 stammt.
Da die Fioretti lange nach dem Tod des Franz von Assisi entstanden sind, gelten sie nicht als wichtige Quelle für sein Leben, sind aber die beliebteste Legendensammlung für ein breites Publikum geworden. Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert waren die Fioretti als Andachtsbuch weit verbreitet und haben mit ihrem süßlichen, innerlichen und romantisch verklärten Stil das Bild des Franziskus in der Bevölkerung stark geprägt.
Das besondere an Franz von Assisi als Heiliger sind die reichen Quellen und das viele Material zu seinem Leben, da sind Texte, architektonische Bauten, Kirchen, aber auch Landschaften, die Einsiedeleien und Höhlen, die alle unmittelbar von seinem Leben und Wirken erzählen. Besonders schön sind auch die vielen gemalten Meisterwerke des Mittelalters, vorallem die Bilderzyklen in der Basilika San Francesco in Assisi.
Das Leben des FrancescoErzählt von Franz von Assisi, den Name Francesco di Bernardone gab ihm sein Vater, ein reicher Kaufmann. Er war von einer Geschäftsreise nach Frankreich zurück, wo "Panno francesco" ein begehrter französischer Modestoff. Der Name erinnert also an Frankreich, steht für Reichtum, Eleganz und erfolgreiche Geschäfte. Aber auch für die Poesie, den Minnegesang und die höfische Kultur Frankreichs, die von den italienischen Kaufleuten bewundert wird.
Es ist das Jahr 1182, Assisi ist eine reizvolle Kleinstadt und Spross eines selbstbewussten Bürgertums. Es war das Ende der Zeit des deutschen Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa. Assisi gehörte damals zu dem Herzogtum Spoleto. Inmitten der ländlich feudalen Welt des Hochmittelalters entsteht eine wachsendes bürgerliches Selbstbewusstsein, die Zünfte gewinnen an Macht.Francesco lernt den Beruf des Kaufmanns und wird mit 14 Jahren volljährig. Somit muss er zum erstenmal dem Adel Assisis und dem deutschen Grafen auf der Rocca (Burg) von Assisi Herrendienstpflicht schwören. Und zugleich tritt er in die Kaufmannszunft seines Vaters ein. Sie führt die Zünfte der Schuhmacher, Weber, Schmiede, Schneider, Steinmetze, Wagner, Bäcker, und Metzger an.
Franzesco wird ein erfolgreicher Geschäftsmann, er geht mit seinem Vater auf Handelsreise, er lernt französisch und singt wie ein Troubadour. In Assisi so heißt es, ergab er sich dem Spiel und Gesang, durchzog bei Tag und Nacht mit Gleichgesinnten die Stadt. Er war großzügig, es heißt verschwenderisch und er habe das Leben mit allen Sinnen genossen. Mit 16 Jahren erlebt Francesco ein Schicksalsjahr der Stadt, Kaiser Heinrich VI., Barbarossas Sohn, stirbt 1197 in Süditalien an einer Seuche, sein Sohn Friedrich der II, der zukünftige Kaiser, ist erst 3 Jahre alt. Es entsteht ein Machtvakuum. Als der deutsche Herzog in Spoleto sich 1198 mit dem neugewählten Papst Innozenz III. überwirft und dessen Druck weichen muss, stürmen die Bürger von Assisi die Rocca noch vor Ankunft des päpstlichen Gesanten. Mit den Steinen der Staquferburg werden die Stadtmauern erweitert und die Tore befestigt. Ein klares Zeichen, dass Assisi seine Freiheit entschlossen verteidigen möchte. Es bricht Bürgerkrieg innerhalb Assisi aus, die Bürger und Zünfte setzen sich gegen die adlige Herrschaft durch. Der vertriebene Adel flüchtet nach Perugia und es kommt 1202 zum Krieg, Francesco kämpft, Assisi erfährt eine große Niederlage und Francesco kommt ein Jahr ins Gefängnis nach Perugia.Nach der Rückkehr wird Francesco durch eine langwierige Krankheit niedergestreckt.
Der Umbruch vom reichen Kaufmannssohn, Kämpfer, Kranken, zum Sinn- und Gottsuchenden verläuft über drei Jahre. 1206, Francesco ist 24 Jahre, beginnt sein Leben als Heiliger. Seine Lebensstationen sind in den Legenden und Bildern festgehalten und sie haben folgende Überschriften:Die Begegnung mit dem Aussätzigen Lebrakranken vor den Toren der Stadt.
Die Begegnung mit Gott und Jesus Christus in der kleinen zerfallenen Landkirche San Damiano.WeggefährtInnen
Chiara von Assisi ist eine Weggefährtin des Francesco gewesen, und wie er Tochter einer reichen Bürgerfamilie. Sie gründete einen Orden, die Ordensregel der Klarissen war die erste Ordensregel der Geschichte, die eine Frau für Frauen geschrieben hatte. Die Regel ist für die damalige Zeit erstaunlich demokratisch – sie betont insbesondere die Eigenverantwortung jeder einzelnen Schwester. Viele Frauen in ganz Europa fühlten sich davon angesprochen, traten bei den Klarissen ein oder gründeten selbst Klarissenkonvente, so auch Agnes von Prag. Die Klarissen sind neben den Unbeschuhten Karmelitinnen der größte Frauenorden der katholischen Kirche.
Zwei Jahre nach ihrem Tod, am 15. August 1255, wurde sie von Alexander IV. heiliggesprochen.