Interpretation: Die Prinzessin, die gerne das letzte Wort haben wollte.
Dies ist eine besondere Form des Märchens, nämlich ein Schwank.
Ein Schwank ist eine volkstümliche Erzählung, d.h.ein Autor ist nicht bekannt, es ist heiter, meist kurz und manchmal derb. Begebenheiten und Situationskomik zwischen Mann und Frau sind beliebter Inhalt des Schwanks, meist wächst die Spannung durch Übertrumpfung, gerne wird auch ein bisschen verspottet. Dabei ist es die Kunst des Märchens in eine solch einfache Geschichte viel Lebensweisheit einzuweben. Inhalt:Ein Vater möchte seine Tochter verheiraten, ein Stoff für unzählige Märchen. Dass die Tochter dann ein Wörtchen mitreden und bei der Auswahl des Freiers miteintscheiden möchte macht dieses Märchen so spannend, variantenreich und amüsant. Es ist ihre Klugheit, Spitzfindigkeit und Wortgewandtheit, die sie auszeichnet.
Nicht er wählt im klassischen Sinne seine Braut, sondern sie wählt ihren Bräutigam.Das Nesthäkchen:
Wir erfahren in dem Märchen mehr über den männlichen Helden, das Nesthäkchen, der mit den beiden Brüdern ausgezogen ist, sein Glück bei der Prinzessin zu machen. Er unterscheidet sich von seinen Brüdern:
Die beiden älteren Brüder sind zu zweit und handeln gleich, sie bilden die Mehrheit, sie entsprechen der Norm. | Das Nesthäkchen ist alleine, er handelt individuell, sein handeln weicht von der Norm ab. |
Sie sind die beiden älteren, und somit dem müttelichen schon länger entwachsen. | Als Nesthäkchen und Jüngster, wiegt er sich noch in der Unbedarftheit, er ist dem mütterlichen und weiblichen Ursprung allen Lebens noch näher. |
Sie sind sich ihrer bewußt, sie halten sich für klüger. Sie kennen den Wert der Dinge, bzw die Wertlosigkeit der Dinge, sie denken materialistisch. | Er maschiert mit, handelt intuitiv, nicht zielgerichtet und spontan. Er hebt wertlose Dinge auf und empfindet sie als Gabe, er denkt idealistisch. |
Ihr Bild auf die Welt ist starr, sie sind nur innerhalb der Regeln klug. Eine einzig ungewohnte Frage der Prinzessin enttarnt ihre Einfallslosigkeit. | Er ist sehr beweglich und gewandt, er reagiert spielerisch auf ihre Argumente, er lässt sich auf sie ein. |
Die Gaben:
Er empfindet die "wertlosen" Dinge, die auf dem Weg liegen als Gabe, als Geschenk. Das ganze Gespräch mit der Prinzessin, interpretiert, handelt von Beziehung;- Ein toter Star nutzt als Braten über den heißen Kohlen der Prinessin. Die Beziehung sollte nahrhaft sein.
- Ein Weidenring ist ein Behelfsmittel, das zum Zusammenhalten des kleinen Braten nützlich sein kann. Bei Belastung kann die Beziehung platzen, da hilft ein Weidenring der die Beziehung zusammenhält.
- Der Holzkeil schafft weitere Stabilität beim Braten. Wenn Beziehung nicht hält, dann hilft ein Keil, der sie passend macht.
- Die Scherbe kann beim Auffangen des herausgelaufenen Fettes nützlich werden. Ist man in einer Beziehung endlich weichgekocht und die Energie fließt heraus wie das heiße Fett, dann braucht es etwas wie die Scherbe um sie aufzufangen. So geht das Wertvolle in der Beziehung nicht verloren.
Die Bockshörner bringen eine neue Dimension in das Gespräch, eine Art Metagespräch.
Danke an Günter und Daniela Seefelder für die Fotos von ihrer Reise nach Zypern
- Sie bezeichnet ihn als verdreht. Er aber widerspricht indem er ihr etwas zeigt was verdrehter ist wie er.
- Sie ist überrascht, "so etwas gibt es kein Zweitesmal". Darauf findet er mit dem zweiten Bockshorn eine Antwort, nämlich es gibt noch etwas Verdrehteres ein Zweitesmal.
- Sind nicht die beiden, Prinzessin und Nesthäkchen selbst wie die beiden Bockshörner, verdreht und krumm, und keins gleicht dem anderen und sind doch ein Paar.
Die Schuhsohle und ihre Anspielung auf das "Ausziehen" ist deutlich. Aber auch hier bewährt er sich mit der alten Schuhsohle, nicht er ist ausgezogen, sie ist ausgezogen. So zeigt er sich doch rundherum als ein sehr stabiler und belastbarer Partner, der auf alles eine Antwort weiß und mit dem es nicht langweilig wird.
Ganz nebenbei fällt in dieser Geschichte noch die Weisheit ab, dass die Geschenke auf der Straße liegen, man sollte sie aufheben und mit sich tragen. Wie Kinder die als "Sachensucher" durch die Welt gehen, und die Gaben wie Schätze in ihre Hosentasche stecken. Und wenn es an der Zeit ist, werden die Geschenke wieder hervorgeholt und mit anderen geteilt.
Er hat die Prinzessin überzeugt, er ist der geeignete Partner und sie ist klug, und treibt das Wortspiel nicht weiter, sondern trifft die Entscheidung für das Nesthäkchen indem sie schweigt.