Der weiße Elefant
Es war im November 2010 da las ich in der Tageszeitung, ein weißer Elefant sei im Dschungel von Birma gesichtet worden. Da der weiße Elefant für die Bevölkerung von Birma ein hohes Symbol für Glück bedeutet, wurde er eingefangen und in den Zoo der Stadt gebracht. Dort kann nun der Glücksbringer besucht werden.
Die Zeilen rührten mich und ich wollte eine Geschichte über den Elefanten und die Art der Menschen schreiben ihr Glück einzufangen. Gleichzeitig beginnt in diesen Tagen ein Terrorkrieg gegen Afganistan. Bis heute sind etwa 5000 Zivilisten laut ARD Monitor durch die Bomben getötet worden. Es wird weiter bombardiert. Pakistan und Indien wetzen ihre Kriegssäbel, beides Atommächte. All die Menschen dort bräuchten auch dringend einen weißen Elefanten.Es ist der 21. Dezember in 3 Tagen ist Weihnachten und die Weihnachtspost verschickt nur noch heute und morgen zuverlässig zum Christkind. Es ist allerhöchste Zeit, ein kleines Stückchen des Glückes zu erhaschen, wer weiß wielange der weiße Elefant im Zoo überlebt. Ein toter weißer Elefant wird wohl kein Glück mehr bringen?
Es war einmal eine kleine Herde Elefanten mitten im Dschungel. Sie bestand aus einem Bullen 2 Elefantenkühen und drei Halbwüchsigen. Eine der Kühe bekam ein Junges und es war weiß. Ein Albino, von dessen Andersartigkeit die Eltern und Geschwister keine Notiz nahmen. Es wuchs in der Herde auf, so wie alle freilebenden Elefanten. Die Menschen in den Dörfern am Rande des Dschungels leben sicher ein sehr urspüngliches Leben, von der Hand in den Mund. Doch auch sie haben Töchter und Söhne, Brüder, Mütter und Freunde in den Großstädten wie Rangun oder Bankok. Sie kennen die Armut und wissen um die Macht des Geldes. Den Dschungel durchstöbern sie nach Beute, alles was man verkaufen kann, was sich irgendwie lohnt. Ob diese Menschen religiös sind, ich denke schon, vorallem sind sie sicher sehr abergläubisch.Ist er wirklich weiß? Wenn mir das Glück begegnet erschrecke ich, es ist eine Überraschung, ein Geschenk. Es ist etwas sehr Seltenes, wie der weiße Elefant. Die Dauer des Glücks ist begrenzt und manchmal folgt darauf ein großes Unglück. Was hat das alles mit Weihnachten zu tun, es ist sicher eine Zeit, wo Glück und Unglück sehr nahe liegen. Und es ist auch die Zeit, wo ich soviel Geld ausgebe, sinnlos ausgebe. An Weihnachten merke ich, dass Glück käuflich ist.Nun ich stelle mir vor, wie einer der jungen Männer in den Dschungel läuft, vielleicht um Riesenschlangen für den Verkauf ihrer Häute zu jagen, ein Gürteltier zu erlegen, oder Papageien und Sittiche für unsere Zoofachgeschäfte einzufangen. Der junge Mann ist ein Wilderer.
Er begegnet dem weißen Elefant zuerst, er erschrickt. Obwohl es nur ein Elefant ist. Doch dieser hat Bedeutung. Der Jäger zieht sich vorsichtig zurück, senkt seinen Kopf, überkreuzt die Arme, flüstert ein Gebet: "Danke, es ist wie nocheinmal geboren werden, ein weißer Elefant, welch ein Glück."Er geht zurück ins Dorf, nicht ohne ein Zeichen zu lassen an dem Ort, wo er ihn entdeckt hat. Er erzählt es seinen Freunden, einer hat einen Bruder in der Stadt. Der gibt ihm einen Dollar, wenn er ihm den Elefanten zeigt. So geschieht es. Der Bruder geht zu einem Händler und so erfährt es auch der städtischen Zoo. Von dort wird eine Gruppe Jäger zusammengestellt und in den Dschungel zum weißen Elefanten geführt. Der weiße Elefant wird von seiner kleinen Herde getrennt, mit einem Narkosemittel betäubt und mit Hilfe vieler Männer durch den Dschungel geschleift. Vielleicht ist auch der junge Jäger dabei. Der Elefant ist voller Schürfwunden, seine Haut ist nicht mehr weiß sondern fahl, dreckig, blutig, sein Rüssel schleift am Boden.
Die Männer sind ärgerlich, sie verfluchen ihren Auftrag, vielleicht haben sie Angst um ihr Glück. Ob sie diese Kreatur lebendig in den Zoo bringen können? Ein Gutes hat es schon, viele Menschen können dann den Glücksbringer sehen.Endlich kommen sie an eine Straße, das geschundene Tier wird nocheinmal betäubt und auf den Lastwagen gehoben. Der Zustand der Straßen ist ausserhalb der Städte entsetzlich. Der Elefant stöhnt, er liegt gefesselt auf dem Laster, jedes Schlagloch hinterläßt Prellungen. Er muß überleben sonst hat er keinen Wert und die beauftragten Männer geben ihr Bestes. Glück empfindet keiner. Bei der Ankunft im Zoo wird das Tier ärztlich versorgt und zur Gewöhnung erst einmal allein in einen Käfig gesperrt.
Der Zoodirektor denkt im Geheimen: "ist er wirklich weiß?" Er drängt auf die schnelle Wiederherstellung des Elefanten, jetzt kurz vor Weihnachten werden viele Menschen in den Zoo kommen und den weißen Elefanten besuchen wollen. Man kann sie doch nicht enttäuschen und ihnen diesen kranken und abgemagerten Elefanten zeigen.