Hans im Glück: Interpretation
Das Märchen könnte ein Schwank sein über einen sorglosen naiven Hans, der sich beim Handel jedes Mal über das Ohr hauen lässt und Nichts daraus lernt.
Oder das Märchen ist ein Lehrstück über einen Hans, der Besitz und Balast auf dem Weg nach Hause abwirft und Glück, Sorglosigkeit und Freiheit gewinnt.
Dazu ein Zitat von George Bernhard Shaw: Es ist nicht schwer Menschen zu finden, die mit 60 Jahren zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren. Aber nicht einer von ihnen behauptet er sei 10 mal so glücklich.
Hans ist weniger ein Mönch der sich in Enthaltsamkeit und Besitzlosigkeit übt, sondern eher ein Lebenskünstler, der im Hier und Jetzt lebt, der den Wert der Dinge nach ihrem momentanen Nutzen bemisst. Sein Zuname und gleichzeitig der Titel des Märchens "Hans im Glück" weist darauf hin, dass sein Weg ein glücklicher ist.
Noch ein Wort zum Unglücklich sein, denn Hans ist immer dann unglücklich wenn er vergleicht, Gold mit Pferd, Pferd mit Kuh, Kuh mit Schwein, Schwein mit Gans, Gans mit Wetzstein.Ein Wort von Soren Kierkegaad; Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Ausgangssituation:Hans hat 7 Jahre gearbeitet und bekommt einen guten Lohn für seine geleistete Arbeit. Es ist ein Klumpen Gold in der Größe von Hansens Kopf. Das deutet darauf hin, dass Hans eher mit dem Kopf gearbeitet hat. Das erklärt vielleicht auch, weshalb er sich im Handel, sowie im Umgang mit Tieren eher ungeschickt anstellt.Sein Ziel:
Er möchte zurück nach Hause zu seiner Mutter. Was Hans aufsucht liegt zurück, es ist Heimat, Elternhaus, Kindheit. Die umfassende Liebe der Mutter.Zeit:
Die Wanderschaft dauert einen Tag. Die Sonne nimmt ihren Lauf, das Märchen beginnt mit dem Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang. Wie das Leben auch, das in Jahren eingeteilt wird. Am Anfang steht die Geburt und am Ende der Tod. Im "Hans im Glück" gibt es auch einen Mittag, wie er die Kuh in der Heide melken möchte. Das entspräche der Mitte des Lebens, wenn die Jahre, die noch vor Hans liegen, weniger sind, wie die vergangenen. So hat Hans wie die Sonne seinen Lebenszenith überschritten und geht bereits wieder zurück.Der Weg:
Führt auf einer Landstraße dahin, ein Ort der Fortbewegung, der Begegnung, des Gesprächs und Handelns. Es wird ein Graben zwischen Straße und Acker, ein Wirtshaus, eine Heide, ein Dorf und am Ende ein Feldbrunnen erwähnt. Es ist eine bäuerliche ursprüngliche Umgebung. Jeder Ort hat auch eine symbolische Bedeutung, wie z.B "im Graben liegen" ein Tiefpunkt im Leben von Hans darstellt.
Die Glücks Stationen sind jeweils durch einen Tauschhandel ausgezeichnet:
Zitat von Epikur von Samos: Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Das Pferd
Das Pferd ist der Wunsch nach mühelosem und schnellem Vorankommen. Was früher das Pferd, ist heute das Auto, worin noch ganz andere Pferdestärken stecken. Dass Hans bei der höheren Geschwindigkeit herunterfliegt lässt sich nicht verwundern, so fliegt auch manches Auto bei erhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve.
Das Pferd ist gleichzeitig ein Statussymbol. Der Wunsch etwas darzustellen, erhöht zu sein, wie der Reiter auf seinem Pferd.
Die Ziele schneller zu erreichen, ist der Wunsch mehr in das Leben hineinzupacken.
Dazu ein Zitat von Theodor Fontane: Das Glück, kein Reiter wirds erjagen, es ist nicht dort und ist nicht hier. Lern überwinden, lern entsagen, und ungeahnt erblüht es dir."
So ist es Hans entsagt schnell am Ziel anzukommen.
Die Kuh z
Mit ihrer Gemächlichkeit, stellt sie einen Gegensatz zum schnellen Pferd dar. Die Kuh mit ihrem Euter ist ein nährendes mütterliches Symbol. Der Wunsch nach Versorgung. Die Muttermilch, die in den Mund fliesst, das wären paradiesische Zustände.
Dass man sich dafür eine starke Abhängigkeit einhandelt wird gern vergessen. So ist es doch gut, dass Hans dieser Wunschtraum ziemlich bald aus dem Kopf geschlagen wird.
Das Schwein
Das Schwein ist der Wunsch nach Genuss, und obendrauf die fetten Würste, eine echte Schlemmerei.Zitat von Ludwig Bechstein: Dem Unersättlichen in jeglichem Genuss wird selbst das Glück zum Überdruss.
Hans befürchtet das Schwein wäre Diebesgut, dann wäre er ein Hehler und würde sich damit schuldig machen.
Die Gans
Nach der vorangegangenen Angst beschuldigt und eingesperrt zu werden, ist der Wunsch nach einem ruhigen Gewissen folgerichtig. So dass Hans sich ein Kissen mit den weißen Federn der Gans stopfen will, worauf er sich ungewiegt schlafen legen kann.Der Wetzstein
Es mag verwundern, dass Hans noch einmal auf dem Boden des goldenen Handwerks Fuß fassen will. Was ihn lockt ist die Fröhlichkeit und Sorglosigkeit des Scherenschleifers. Immer Geld in der Tasche zu haben, ist der Wunsch nach Sicherheit und Sorglosigkeit.
Es stellt sich heraus, dass die Steine des Schleifers schwer zu tragen sind und Hans sehr müde wird. So wie auch die tägliche Arbeit, die fremdbestimmt, nur dem Gelderwerb nütze, müde macht. So wird Hans Leben abgeschliffen. Bis er so langsam wie eine Schnecke ist.
Die Lehre aus dem Tauschen und Handeln
Zitat von Arthur Schopenhauer: Das Glück gehört denen die sich selbst genügen. Denn alle äußeren Quellen des Glücks und Genusses sind, ihrer Natur nach, höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.
Tauschen beinhaltet eine Beziehung einzugehen, geben und nehmen. Und auch hier macht Hans nicht nur sich, sondern auch den anderen glücklich.
Zitat von Andre Gide: "Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben."
Während des Tauschens ist Hans glücklich, dann wieder unglücklich und enttäuscht. Nach jedem Handel steigert sich sein Glück.
Zitat: Konfuzius: Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.
Die letzte Station ist ein FeldbrunnenHier verursacht er selbst den Verlust der Steine, indem er sie versehentlich in den Brunnen stösst. Sein Unbewusstes, sein Selbst erfüllt ihm seine geheimen Wünsche. Hier wird noch einmal deutlich, Hans muss nicht über das Ohr gehauen werden, er selbst treibt aktiv den Tausch voran. Wie die Steine in den Brunnen fallen, ist er froh. Der Brunnen hat ihm alle Lasten abgenommen.
Am Brunnen kann Hans seinen Durst stillen. Das Wasser des Brunnens ist unerschöpflich, es steht jedem zur Verfügung.Das Ende:
Am Ende erreicht Hans sein Ziel. Jetzt wo kein Wunsch mehr übrig ist, kommt er unbeschwert, frei und glücklich zu Hause an.
So ist "Hans im Glück" auch im umgekehrten Sinne ein Lehrstück, das besagt: wenn einer wie der Hans, der alles verloren hat so glücklich sein kann, dann kann doch ein jeder Mensch, der mal einen schlechten Tausch macht, glücklich sein. Verglichen mit Hans ist er doch immer noch gut dran. So lacht man über die Dummheiten des Hans, reagiert sich ab und nimmt die eigene Dummheiten nicht mehr so ernst.Zitat: von Fjodor.M.Dostojewski: Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick. ,