Die drei Sprachen
Interpretation
Was ist das Thema im Märchen:
Der Titel die drei Sprachen: zeigt auf, dass es mehrere Sprachen gibt. Um einander zu verstehen sollten wir die gleiche Sprache sprechen, sonst spricht man aneinander vorbei. Das passiert in diesem Märchen zwischen Vater und Sohn.
Um sich selbst zu entwickeln ist es wichtig die Sprache der Triebe und Instinkte, des Geistigen und das Unbewusste verstehen zu lernen. So lernt man die inneren Stimme (Bestimmung) zu hören
Mit diesen Kenntnissen kann man in der Welt selbst das höchste Amt einnehmen.
Der Vater möchte im Sohn ein Abbild seiner selbst schaffen.
Er versucht in den Kopf des Jungen etwas hineinzubekommen. Er sieht in seinem Sohn nicht ein "eigenständiges Wesen" in dem Fähigkeiten angelegt sind, sondern ein leeres Gefäß in dem es gilt Wissen hineinzufüllen. Es misslingt, der Sohn kann nichts behalten. Der Vater zweifelt niemals an sich, er erklärt das Mißlingen durch die Dummheit des Sohnes.Eltern und Menschen, die mit der Erziehung betraut sind, haben bestimmte Vorstellungen von dem was die Kinder lernen sollen. Das Kind soll das vorherrschende Wissen übernehmen. Die Kulturgüter, die sie selbst gelernt haben, und für richtig halten. Sie richten sich nicht nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen die bereits im Kind angelegt sind.
Die Lehrjahre beginnen:
In der Schule wird mit den elementaren Kenntnissen begonnen; Lesen, Schreiben und Rechnen. Im Märchen lernt der Junge drei Sprachen, er lernt zuhören, wahrnehmen und verstehen.
Der Junge ist jeweils ein Jahr von zu hause weg, der Einfluss des Vaters wäre zu stark. Es findet eine erste Trennung zwischen Vater und Sohn statt.Wenn Eltern eine vorgefertigte Meinung von dem Kind haben, wie "du bist dumm", tut sich das Kind schwer an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben und sie zu entwickeln.
Weise Menschen lehren den Jungen, weise heißt lebenserfahrene Menschen, die wissen was der Junge braucht um sich zu entfalten.Der erste Lehrmeister sind die Hunde:
Es ist für Kinder eine große Freude wenn sie einen solchen Lebensgefährten zur Seite haben.
Der Hund gehört dem Element Erde an. Die Beziehung zwischen Kind und Hund ist gegenseitig. Das Kind übernimmt die Verantwortung für den Hund. Und der Hund ist der treue Gefährte des Kindes.Der Vater erschrickt, wie er hört was der Sohn gelernt hat und wertet die natürlichen Bedürfnisse seines Sohnes ab. Er schickt ihn ein zweites Mal weg.Es gilt aus dem Verhalten des Hundes, seiner Körpersprache, seinen Lauten wie bellen jaulen und winseln seine Bedürfnisse zu erkennen. Die elementaren Bedürfnisse und damit auch die natureigenen Instinkte und Triebe. nach Nahrung, Wasser, Schlaf, Bewegung, Fortpflanzung und Zuwendung. Und genau das braucht auch der Junge, das Erkennen und Anerkennen seiner Grundbedürfnisse.
Wenn Eltern die Grunddürfnisse des Kindes nicht anerkennen, fehlt der Grundstock an Vertrauen und Sicherheit.
Der zweite Lehrmeister sind die Vögel:
die im Element Luft zuhause sind. Deren Sprache zu verstehen bedarf es bereis eines sehr differenzierten Studiums. Die Unterscheidung der Arten, der Vogelstimmen, des Vogelflugs uvm.
Sie bringen uns die leichte geistige Nahrung, die Ideen und Visionen, das sind die Himmelsbotschaften.
Die Vögel sind die Frühlingsboten, deren Gesang vorallem als Lockruf für die Liebespartner gilt, so sind sie auch Symbol der erwachenden sexuellen Energie und der Liebe, die den Jungen beflügeln.Der Vater kommt mit diesen "Flausen" im Kopf des Sohnes nicht zurecht und reagiert zornig und droht: "nocheinmal schicke ich dich zum Lernen, kommt wieder nichts Richtiges dabei heraus, bist du nicht mehr mein Sohn".
Drohungen sind bereits die Vorwegnahmen des Unheils.
Die Krönung und der Abschluß der Lehrer sind die Frösche.
Sie leben im Wasser, sind wandelbar, wie die Gefühle und bringen das alte Wissen aus der Tiefe mit. Ursprünglich stammen alle Lebewesen aus dem Wasser, und auch das menschliche Leben beginnt wie eine Kaulquappe im Fruchtwasser.
Der Junge lernt ihrem Quaken zu lauschen. Die Frösche sind Vorhersager, nicht nur das Wetter sagen sie vorher, ihre Unkenrufe warnen so ein manches mal vor heranahenden zukünftigen Ereignissen.Auch wenn in dem Märchen die Aggression und die Trennung vom Vater ausgehen, ist der Sohn spätestens bei den Fröschen als Lehrmeister offen gegen den Vater. Und für den Vater ist der Sohn quasi gestorben.
Solche Hassszenen, die bis zur gegenseitigen Verleugnung führen sind zwischen Vater und Sohn häufiger und eine Trennung unvermeidlich.
Durch die Trennung vom Vater lernt der Junge zu unterscheiden. Er hat nicht mit allen Erwachsenen Probleme sondern nur mit dem Vater. Die Leute des Vaters, die ihm das Leben nehmen sollen, mögen den Jungen, empfinden Mitleid und lassen ihn ziehen. Das kann eine wichtige Erkenntnis sein, denn im Bann der Familie hat jeder seine bestimmte Rolle zugewiesen bekommen, aus der man sich innerhalb des Systems nicht lösen kann. Doch ausserhalb der Familie ist man ein ganz neuer Mensch und durchaus anerkannt und geliebt.Der Wendepunkt in der Geschichte.
Es gibt ein Opfer, das Reh, dessen Herz und Leber als Wahrzeichen dem Vater gebracht werden. Ein sehr mysthischer Moment und erinnert an die Tieropfer vergangener Zeiten.Ein harter Konflikt, wie ein Vater - Sohn Konflikt hat Konsequenzen. Er hinterlässt Wunden, fordert Opfer. Die negative Energie entlädt sich auf der Spitze des Konflikts und trifft womöglich das schwächste Glied in der Kette.
Ein neuer Anfang: der Sohn ist befreit, er zieht in die Welt. Es gilt die erworbenen Kenntnisse einzusetzen.
Der wahre Wert des Gelernten wird erst in der Anwendung mit den Anforderungen des Lebens selbst unter Beweis gestellt.Wofür setzt er die Kenntnisse der Hundesprache ein?
Kurze Antwort: Zur Erlösung von den inneren Ketten, zur Hebung des inneren Schatzes und zur Wiedergutmachung und Heilung alter Wunden.
Ausführliche Antwort:
Er hebt einen Schatz der von Hunden bewacht wird. Die Hunde verteidigen den Schatz solange, bis sie verstanden und erlöst werden. Der Junge fürchtet sich nicht vor deren Aggressionen, er erkennt die Bedürfnisse der Hunde, er füttert sie. Nachdem der Schatz gehoben ist, verschwinden die Hunde, das Land ist erlöst.Solange die Schönheit, der Reichtum und Glanz der in einem Menschen liegt nicht erkannt wird, nicht gehoben wird, solange ist derjenige verletzt und verteidigt sein Innerstes voller Aggressionen.
Der Junge im Märchen ist von seinem Vater nicht erkannt, nicht anerkannt worden. Mit dem Heben des Schatzes wird sein Glanz sichtbar und der Burgherr nimmt ihn als Sohn an. Hier wird also etwas Wiedergutgemacht was lange im Argen lag. Und das stellt eine Erlösung dar.
Es wird im Märchen nicht ausgesagt wie lange der Junge bei dem Burgherrn blieb. Es war bestimmt eine Zeit der Heilung die solange anhielt bis der Junge von sich aus das Bedürfnis verspürte seinen Weg fortzusetzen. Eine erneute Trennung, doch diesmal aus freien Stücken, der Junge wird nicht verjagt. Er selbst bestimmt den Zeitpunkt.Mit welch gutem Gefühl zieht ein junger Mensch von zu hause aus, wenn er von sich aus spürt, was sein nächstes Ziel ist.
Im Märchen stellt sich hier die Frage weshalb der Junge sein Ziel, Rom, die heilige Stadt, bereits so genau kannte. Dies ist diese märcheneigene Sprache, dass der Held seiner inneren Stimme folgt, diese innere Stimme ist auch eine Art Bestimmung. Das ist auch wieder eine Wendepunkt, der Junge hat die inneren Ketten gelöst, er ist wirklich frei und weiß bereits die nächste Station seines Weges.Das kann im Leben der Moment sein, wo man z.b das Studium abgeschlossen hat, und man sich für eine Arbeitsstelle bewirbt. Oder in einer fremde Stadt eine eigene Wohnung bezieht. Oder aber auch eine schwierige Beziehung gelöst hat, man wieder frei ist und bereits spürt welches Potential man in eine neue Beziehung einbringen kann. An diesem Punkt kann man sich immer die Frage stellen, weshalb habe ich mich genau auf diese Stellenausschreibung hin beworben, weshalb bin ich genau in jene Stadt gegangen, oder weshalb habe ich mich genau in diesem Moment für eine neue Beziehung geöffnet.
Wofür setzt er die Kenntnisse der Sprache der Frösche ein?
Kurze Antwort: Er erkennt seine Bestimmung, er nimmt Abschied und wandelt sich zu einer neuen, höheren Gestalt
Ausführliche Antwort:
Noch ist er auf dem Weg, er trifft auf den Teich und lauscht dem Quaken der Frösche. Da die Frösche sich von einer niederen Gestalt zu einer höheren Gestalt wandeln können, erzählen sie ihm von seiner Bestimmung, nämlich seiner Nachfolge des heiligen Amts in Rom. Er nimmt dieses voraussehende Quaken zur Kenntnis, es ist soetwas wie eine unausgesprochene Vorahnung.
Daraufhin wird er nachdenklich und traurig. Es kommen Gefühle hoch, aus der Tiefe des Teichs. Es ist die Vermutung, dass er von seiner alten Hülle Abschied nimmt.So ist es, wenn man entgültig in eine neue Stadt zieht, einen Partner verlässt, einer neuen Berufung folgt, man nimmt Abschied von seiner bisherigen Hülle.
Rückwirkend sieht er, dass sein Vater ihn nicht gesehen hat, dass er selbst all die Jahre nicht erkannt hat welche "Größe und Bestimmung" in ihm gelegen waren.Dieses rückwirkende Mitfühlen, ist ein wichtiger Heilungsprozeß, das Annehmen und Trösten des eigenen inneren Kindes.
Das Märchen legt es nahe, dass die Verwandlung des Jungen in die nächst höhere Gestalt, nämlich in einen weisen und heiligen Mann hier am Teich geschieht. Und man kann sich das wie eine körperliche Verwandlung von der Kaulquappe, die im Wasser lebt in den Frosch vorstellen, der an Land geht. Vom Element Wasser zum Element Erde.
Das Wandelbare ist das weibliche Element, die Fruchtbarkeit, Geburt und Wiedergeburt. Das Weibliche fehlte im Märchen, würde es sich nicht gerade hier am Teich der Frösche wiederfinden. Hier vollzieht sich die Verbindung zwischen dem männlichen Element; dem Vater, den Weisen, dem Burgherrn mit dem weiblichen Element; offenbart in dem Gewässer, dem stillen Ort, den urzeitlichen und wandelbaren Fröschen.So können auch alle klugen Gedanken, Lehren und Lernen nicht fruchten, bleiben allesamt leere Hülsen, wenn sie nicht mit dem körperlichen Leben verbunden sind.
Es wird im Märchen nicht gesagt, wie lang der Junge am Teich verweilt und dem Quaken lauscht. Wandlung ist immer ein fruchtbarer Prozeß, der seine naturgegebene Zeit braucht. Wie die Geburt eines Kindes, es beginnt mit dem Moment der Empfängnis, Einnistung des befruchteten Eis, Wachstum und Schwangerschaft und dauert 9 Monate.
Wofür setzt er die Kenntnisse der Sprache der Vögel ein?
Kurze Antwort: Die Vögel setzen das Erkennungszeichen, sie geben dem Jungen Zuversicht und bringen den geistigen und göttlichen Segen.
Nicht nur er kann die Sprache der Vögel, auch die Vögel erkennen ihn und wählen ihn aus. Sie setzen sich als himmlisches Zeichen rechts und links auf seine Schultern. So erkennen die Menschen der Stadt Rom ihn als Nachfolger. Auch die Menschen in Rom verlassen sich auf ein äußeres Zeichen.Das ist ein wunderschöner Gedanke, dass die Hilfe, die Erneuerung von aussen kommt, das entlastet. Es setzt Vertrauen und Offenheit und zum Erkennen des Zeichens, Lebensweisheit voraus. Das "Neue" kann in Form eines neuen Familienmitgliedes kommen oder eines neuen Partners. Es kann eine neue berufliche Aufgabe sein, die an einen herangetragen wird. Es kann auch nur ein Gespräch sein, indem man von einer neuen Idee oder Sichtweise erfährt.
Durch das Zeichen von aussen bekommt der Junge Zuversicht, die Vögel bestärken ihn, sie sitzen auf seiner Schulter. und sprechen ihm Mut zu. Das ist ein wunderschönes Bild, obwohl im höchsten Amt muß er nicht die schwere Verantwortung auf den Schultern tragen. Die nötigen Kenntnisse kommen ganz leicht zu ihm.Das ist das tiefgründige Vertrauen, dass Einem im richtigen Moment, die nötigen Kenntisse und das nötige Wissen zufliegen werden. Voraussetzung ist natürlich, dass dieser Mensch das Wissen, und die Erfahrungen in sich integriert hat.
Dass er bereits alles am Teich erfahren hat, ist eine zusätzliche Verstärkung. Es ist richtig und vorbestimmt. Er ist auf diesen Moment vorbereitet.
Das letzte Bild im Märchen zeigt, wie er gesalbt und geweiht die heilige Messe zelebriert, deren Worte ihm von den Vögeln eingesagt werden.Das ist die Bestätigung, alles trifft zusammen, man hat die Zeichen erkannt, man vertraut auf das verinnerlichte Wissen, man spricht es aus und zelebriert es nach aussen.