Der Wolf und der Fuchs
Interpretationverglichen mit Mutter und Tochter (6 J.)
Der Wolf: „Rotfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf."
Der Wolf ist herrisch. Er weiß um seine Stärke und bedroht den Fuchs. Der Fuchs muß befürchten von den Bedürfnissen des Wolfes aufgefressen zu werden.
Mutter: "Meine Tochter du bist wie ein gieriger Wolf, gierig nach meiner Zeit, meiner Zuwendung und meiner Kraft die ich für mich selber benötige.
Die Mutter befürchtet von den Bedürfnissen des Kindes "aufgefressen" zu werden. Sie sieht ihre persönliche Entwicklung in Gefahr.
Der Fuchs antwortet: „ich weiß ein Bauernhaus, da bäckt eine Frau heut Abend Pfannkuchen, wir wollen uns davon holen.“
Der Fuchs ist kundig und überlegen. Er kennt die Gelüste des Wolfes nach Süßem. Das Süße steht noch mehr wie jede andere Nahrung für die Liebe und Zuneigung. Das Leben versüßen, danach sehnt sich auch der Wolf.
So lenkt der Fuchs die Forderung des Wolfes geschickt von sich ab, hin auf die frischen Pfannkuchen der Bauersfrau.
Tochter: "Morgens wenn noch alle schlafen fühle ich mich einsam und alleine. Dann stehe ich auf und lauf im Haus rum. Am liebsten möchte ich zu dir ins Bett, doch ich weiß deine Tür ist für mich verschlossen.
Dann suche ich heimlich nach Süßigkeiten die du vor mir versteckt hast. Deine Schleckereien sind mir die liebsten, dass sie versteckt sind erhöht ihren Reiz."
Die Mutter kennt die Leidenschaft ihrer Tochter, die Mutter ist selbst verschleckt und hat immer einen Vorrat an Süßigkeiten im Haus.
Der Fuchs sagte: „Da hast du zu fressen“, und ging seiner Wege
Der Fuchs hat die allmächtigen Bedürfnisse des Wolfes bedient. So erhofft er sich Freiraum für sich. Den er dringend bedarf um sein Selbst zu retten.
Der Fuchst speist den Wolf kurzfristig ab.
Mutter "Ich bin froh wenn du bekommst was du willst, dann lässt du mich einen Moment aus deinen Fängen"
Die Mutter braucht morgens dringend ihren Schlaf. Wenn die Tochter Süßigkeiten isst stört sie nicht die Mutter.
Die Mutter speist das Kind kurzfristig ab.
Der Wolf hatte die Pfannkuchen in einem Augenblick heruntergeschluckt und sprach: „Sie schmecken nach mehr.“
Der Wolf ist nicht satt geworden, da kommt sein gieriges Temperament heraus, spürt er, dass der Fuchs etwas zurückbehalten hat?
Es ist kein unerheblichen Rest, sondern die Hälfte. Hat der Fuchs diese Hälfte vielleicht für sich aufgehoben?
Die Tochter "Ich nehme mir nicht nur einen kleinen Riegel Schokolade, sondern räume das ganze Süßigkeitenversteck aus.
Ich weiß nicht weshalb ich so viel esse, mir schmecken nur die ersten Stücke Schokolade. Doch solange noch etwas im Versteck liegt zieht es mich wie magisch an. Ich muss alles aufessen."
Für die Tochter zählt nicht, was die Mutter gibt, sondern viel mehr zählt was sie vor ihr versteckt hält.
Der Wolf ging hin und riß geradezu die ganze Schüssel herunter, dass sie in Stücke zersprang. Es gab einen gewaltigen Lärm, dass die Frau herauskam, und als sie den Wolf sah, rief sie die Leute, die kamen herbei und schlugen den Wolf, dass er mit zwei lahmen Beinen laut heulend zum Fuchs in den Wald hinauskam.
Der Wolf ist unvorsichtig beim Herunterreißen und wird erwischt.
Der Wolf wird für seinen Diebstahl geschlagen.
Tochter: "Das völlig ausgeräumte Süßigkeitenfach ist so auffällig, dass es meine Mutter merken muss. Ich gebe mir keine Mühe es zu verheimlichen. Möhte ich zur Rede gestellt werden, erwartete ich eine Strafe?"
"Die Strafe bleibt aus, aber mir wird von der vielen Schokolade und meinem schlechten Gewissen sehr übel."
Das Kind wurde nicht bestraft, doch es fühlte sich schlecht, damit bestrafte es sich selber.
Der Wolf klagte den Fuchs an: „Was hast du mich garstig angeführt, die Bauern haben mich erwischt und mir die Haut gegerbt.“
Dem Wolf fehlt es an der nötigen kritischen Selbstwahrnehmung, es kommt ihm nicht in den Sinn, dass sein Verhalten zu der Strafe geführt hat. Der Wolf spürte insgeheim, dass ihm der Fuchs, in Kenntnis seiner Fressgier eine Falle gestellt hat.
Der Fuchs überlässt den Bauersleuten die Strafe, so meidet er den Konflikt mit dem Wolf.
Mutter: „Natürlich merke ich, dass die Süßigkeiten wie von Geisterhand verschwinden, und ich kenne den Dieb, und ärgere mich über deine Dreistigkeit. Ich tu immer wieder neue Verstecke auf, bis diese wieder leergeräumt sind.
"Das Versteckspiel ist mir lieber als dich zur Rede zu stellen. Ich kaufe eben neue Süßigkeiten."
Die Mutter meidet den Konflikt, lieber schluckt sie ihre Wut über die Dreistikeit des Kindes herunter.
Der Fuchs sagte zum Wolf: „Warum bist du so ein Nimmersatt?"
Der Fuchs wies die Klage des Wolfes zurück und macht die Gier des Wolfes für die Schläge verantwortlich. Er leugnet dass er dem Wolf die Falle gestellt hat.
Der Fuchs gab die Verantwortung zurück an den Wolf und verschleierte damit die Zusammenhänge
Die Tochter kommt zur Mutter und klagt "ich habe Bauchweh." Die Mutter ärgert sich: "Warum bist du ein solcher Nimmersatt."
Die Mutter leugnet mit den Schmerzen ihrer Tochter zu tun zu haben. Obwohl sie selbst die Süßigkeiten versteckt hat.
Sie weist die Verantwortung zurück und verschleiert die Zusammenhänge.
Die Tochter sucht Süßigkeiten um ihre Einsamkeit und ihren Hunger nach Liebe zu stillen. Ihr Wunsch in den frühen Morgenstunden im Bett ihrer Mutter noch Liebe und Geborgenheit zu finden, wird zum Wunsch nach Süßigkeiten. Dieser kleine Ausschnitt aus der Mutter Tochter Beziehung lässt darauf schließen, dass die Mutter mit den Liebesbedürfnissen ihrer Tochter überfordert ist.
Da die Süßigkeiten jedoch nicht den Wunsch nach Liebe ersetzen können, wird die Tochter nicht satt, sie wird gierig.
Unbewußt bestraft sie die Mutter, indem sie die Süßigkeitverstecke unverschämt leerräumt. Die Tochter fordert damit den Konflikt heraus. Der Konflikt könnte die Beziehung Mutter Tochter klären, er wäre eine gute Möglichkeit, dass sich Mutter und Tochter spüren. Doch die Mutter entzieht sich, obwohl sie selbst wütend auf die Tochter ist. Die Mutter scheut Konflikte. Nicht zuletzt deshalb, weil sie Angst vor ihrer eigenen Wut hat.
Die Tochter lenkt die Aggression auf sich selbst, sie isst so viele Süßigkeiten, dass ihr übel wird.
Sie geht zu ihrer Mutter und klagt mit Bauchschmerzen. Hier entsteht für die Tochter nocheinmal die Chance Liebe und Mitgefühl von der Mutter zu bekommen. Die Mutter sieht aber die Klage als eine Schuldzuweisung gegen ihr "gute Mutter" sein und weist die Klage von sich. Nach dem Motto: "weshalb bist du so ein Nimmersatt".
Die wahren Bedürfnisse bleiben verdeckt und unerfüllt. Für das Kind entsteht eine Leere und ein Vakuum, dass es immer wieder zu füllen gilt. Das Kind spürt sich nicht und es kann eine unheilvolle Kette von Fressanfällen, Drohungen, Autoaggression und Schuldzuweisungen kommen.