Der Froschkönig
Interpretation
"In den Zeiten als das Wünschen noch geholfen hat,..."
mit diesem Halbsatz beginnt der Froschkönig. Mit diesem Halbsatz beginnen auch die "Kinder- und Hausmärchen", denn die Brüder Grimm haben den Froschkönig mit der Nr 1 allen Märchen vorangesetzt. Die Sammlung endet mit der Nummer 200, dem Märchen "der Schlüssel".Der Eingangssatz führt wie "es war einmal" den Zuhörer in das Land der Märchen. Wenn der Wunsch allein Wirkung zeigt, das ist magisches Denken. Ein Kind denkt so, es formt die Welt, es spricht mit den Tieren, alles geschieht, um es zu erfreuen, und wenn die Sonne einmal nicht aufgeht, dann weil es so traurig ist, dass es sich wünscht es wäre für immer Nacht.
Die Königstochter ist verbunden mit der Sonne, "aber die Jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht sah". Ein Symbol für die Sonne ist die goldene Kugel, das Lieblingsspielzeug der Königstochter, solange sie mit ihr spielt, sie hochwirft und wieder auffängt ist die Welt, oben und unten, innen und aussen, eins ist.Es ist eine heile Welt in der Menschen, Tiere, Pflanzen und Gestirne miteinander sind; Im tiefen Wald die Linde, unter dessem Schutz und Schatten der Brunnen steht. Der Lieblingsort der Königstochter. So eine alte Linde kann schon einmal 1000 Jahre alt werden, wieviele Menschenleben hat sie schon verweilen sehen? Beim Märchenspiel schlug ein Mädchen vor, die Linde sollte den Froschkönig erzählen.
Sie erzählt vom jungen Königssohn der verwunschen wurde und tief im Wasser auf seine Erlösung wartet. Ich habe einmal meinen Gartenteich Anfang Frühjahr ausgeschöpft, um den Morast der sich dort seit Jahren gelagert hat herauszuschaufeln. Mitten in meiner Arbeit sprang eine fette Kröte aus dem Morast und erschreckte mich zutiefst, sie hatte dort mit niedrigem Herzschlag, knapp unter der Frostgrenze überwintert. Der Prinz in dem Märchen hat diese Gestalt angenommen, um in harten Zeiten, in einer Art Totenstarre zu überleben.Wie sie ihn erweckt sagt er: "du schreist so dass selbst ein Stein sich erbarmt". Erbarmen, das ist ein altes Wort. Ihre Tränen und ihr Schluchzen erwecken den verwandelten Königssohn aus steinerner Starre.
Im Spiel fällt es den Kindern schwer zu Weinen, verlegen lachen sie, denn sie spüren den tiefen Schmerz der Königstochter. Mit der goldenen Kugel geht ihr die heile Welt verloren, die Kindheit, die Sorglosigkeit, die Schönheit, die Poesie, die Verbundenheit mit der Natur und dem Kosmos.Was bleibt ist eine häßliche und nüchterne Welt, ohne Wunder, der Frosch ist nur ein Wasserplatscher, der Freundschaft nicht wert, mit dem sie Handel treibt: "Gibst du mir dies, geb ich dir das.... ." Der Frosch selbst, gerade noch hatte er Erbarmen mit ihr, wird selbst zum nüchternen Feilscher: "Was gibst du mir wenn ich dir die Kugel wieder heraufbringe"?